Oberhausen. . Niederländische Studenten gestalteten eine Projektwoche zum Thema Inklusion an der Christoph-Schlingensief-Schule und der Gesamtschule Weierheide. Behinderte und Nicht-behinderte Schüler wurden im Umgang miteinander geschult. Dabei stand jeder Tag unter einem anderen Motto.
Vier Kinder – zwei davon mit einer Behinderung – klingeln bei Menschen, die ihnen vollkommen fremd sind. Im Gepäck haben sie ein rohes Ei, das sie gern in der Küche des verdutzten Gastgebers kochen möchten. So geschehen in der vergangenen Woche – in einem ungewöhnlichen Projekt zum Thema Inklusion, dem natürlichen, selbstverständlichen Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung.
Das Konzept für den viertägigen Workshop entwickelten fünf Studenten der niederländischen Hochschule Arnheim und Nimwegen. Das Ziel: die Schüler selbst erleben lassen, was der Begriff Inklusion im alltäglichen Umgang miteinander bedeutet.
Für die Schülerinnen und Schüler der integrativen Christoph-Schlingensief-Schule sowie der benachbarten Gesamtschule Weierheide gehört die Inklusion eigentlich jetzt bereits zum Alltag. Seit mittlerweile sechs Jahren führen beide Schulen gemeinsame Kooperationsveranstaltungen durch, um die Feinheiten im Umgang von Schülern mit und ohne Handicap zu fördern. In der vergangenen Woche kam ein weiteres hinzu: 18 Schülerinnen und Schüler beider Schulen wurden zu „Inklusionsexperten“ ausgebildet und sind nun Ansprechpartner für Mitschüler, die auf diesem Gebiet noch unsicher sind und Fragen haben.
Viele Schüler wussten mit dem Wort „Inklusion nichts anzufangen
„Wir hatten bei einer Befragung unter Schülern der beiden Schulen festgestellt, dass ein Großteil nichts mit dem Wort Inklusion anfangen kann“, beschreibt Studentin Dominique Heimes den Weg hin zur Planung ihres Projekts an den Schulen. „Dabei sind doch gerade die Schüler die eigentliche Zielgruppe, auf die es bei der Umsetzung von Inklusion ankommt.“
Zusammen mit ihren vier Kommilitonen gestaltete sie deshalb verschiedene Aufgaben, Übungen und künstlerische Elemente, die von den zehn Gesamtschülern und acht CSS-Schülern bearbeitet werden mussten.
Jeden Tag ein neues Motto
Jeder Tag hatte ein eigenes Motto: ‘Wahrnehmung’, ‘Recht’, ‘Barrierefreiheit’ und ‘Spiel und Sport’ – ein bunt gemischtes Programm, mit Aufgaben, die es in sich hatten. Hinter dem Begriff ‘Barrierefreiheit’ verbarg sich zum Beispiel ein Tag in der Oberhausener Innenstadt. Nicht-behinderte Schüler mussten mit dem Rollstuhl durch die City fahren. Bei einigen Hindernissen ging es ohne die hilfreichen Tipps ihrer eingeschränkten Mitschüler, die auf den Rolli angewiesen sind, nicht weiter. „Bordsteinkanten sind gar nicht so einfach zu überwinden, wenn man im Rollstuhl sitzt“, beschreibt Student Simon Schild eine der Erfahrungen, die seine Schützlinge auf ihrem Weg zu „Inklusionsexperten“ gemacht haben.
Neben den physischen Barrieren galt es auch psychische Hemmnungen abzulegen. Um das Selbstbewusstsein zu stärken, stand die schlichte Aufforderung ‘Koche ein Ei’ im Mittelpunkt. „Die Überwindung, jemanden anzusprechen, der einem vollkommen fremd ist, war für manche schon sehr groß“, sagte Schild. An dem Gefühl, auch diese unangehme Situation bewältigt zu haben, seien alle Teilnehmer – ob eingeschränkt oder nicht – gewachsen. Sichtlich stolz nahmen die 18 frisch gebackenen „Inklusionsexperten“ am Abschlusstag der Projektwoche im Foyer der CSS dann auch ihre Urkunden entgegen. Damit in Zukunft noch weitere Inklusionsbotschafter folgen, überreichten die Studenten aus Holland den beiden Schulleitern das Konzept für ihre Projektwoche. Damit könne der eingeschlagene Weg, Inklusion „greifbar zu machen“, fortgeführt werden.