Oberhausen. . Am heißen Draht zur WAZ-Redaktion standen die Telefone nicht still. Zwei Experten des Evangelischen Krankenhauses Oberhausen klärten über neue Therapiemöglichkeiten und Gelenkersatz auf.
Kaum Zeit zum Luftholen blieb Dr. Ole Ackermann und Dr. Peter Rommelmann gestern am heißen Draht zur WAZ-Redaktion. Die Spezialisten des Evangelischen Krankenhauses Oberhausen (EKO) berieten rund ums Thema Knie.
Die große Resonanz zeigte: „Probleme mit dem größten Gelenk unseres Körpers rangieren auch in Oberhausen gleich hinter den Rückenleiden“, stellt Rommelmann (auch in seiner Funktion als Chefarzt der EKO-Klinik für Orthopädie) fest. Bei Rommelmann landen Patienten, bei denen nichts mehr geht.
450 Protesen Jährlich
Er ist Experte für künstliche Kniegelenke, rund 450 Prothesen setzt seine Station alljährlich ein. Massive Verschleißerscheinungen, schwere rheumatische Veränderungen, aber auch Unfallfolgen könnten zu diesem komplizierten Eingriff führen. „Was kommt da auf mich zu?“ wollen entsprechend viele Anrufer von ihm wissen. „Aber es gab auch einige, die bereits ein künstliches Kniegelenk hatten, und trotzdem noch unter Schmerzen litten“, führt Rommelmann aus.
Eine Abweichung von der Optimallage verursache so etwas zum Beispiel. Im EKO greift Rommelmann deshalb auf eine computernavigierte OP-Technik zurück, „mit der das Implantat gleich im Operationssaal optimal ausgerichtet werden kann“. Wer Probleme mit dem künstlichen Gelenk habe, solle sich unbedingt sofort an seinen Operateur wenden, rät Rommelmann. „Es ist wichtig, die Ursache zu finden, denn nur dann können die Schmerzen beseitigt werden.“
„Je früher die Therapie einsetzt, desto besser“
Damit es zur großen OP möglichst erst gar nicht kommt, zieht Dr. Ole Ackermann bereits im Vorfeld alle Register. Generell gelte: „Je früher die Therapie einsetzt, desto besser.“ Welche die richtige sei, hänge stets vom Einzelfall ab. Injektionen und eine Bewegungstherapie könnten Erleichterung bringen. Gerade bei der Bewegung gelte aber: „Jedes Kilo zu viel auf den Rippen erhöht das Verschleißrisiko“, betont Ackermann. Und Rommelmann ergänzt: „Wer Übergewicht hat, sollte sich erst einmal eher gemäßigt bewegen.“
Bei Knorpel- und Meniskusschäden oder Bänderrissen sei die Arthroskopie (Gelenkspiegelung) das Mittel der Wahl. „Dabei können versprengte Knorpel gleich entfernt oder gerissene Kreuzbänder ersetzt werden“, erläutert Ackermann. Insbesondere der Knorpelersatz sei eine Therapie, die bei 40- bis 55-Jährigen zum Einsatz käme, wie Ackermann einigen Anrufern erklärt. „Denn der Heilungsprozess dauert lange, Sie sind Wochen mit Gehstützen unterwegs.“ So ein Aufwand lohne sich für einen 70-Jährigen kaum. „Wir raten dann eher zur Schmerztherapie“, sagt Ackermann. Oder eben zum künstlichen Gelenk. Dessen Lebensdauer liege heute bei 15 bis 20 Jahren.