Oberhausen. . Das Oberhausener Bandidos-Chapter „Del Centro“ hat am vergangenen Samstag rund 300 Rocker aus ganz Deutschland empfangen. Die Anreise zur Vereinsheim-Party wird von der Polizei aufwändig kontrolliert. Die Bilanz des Tages: 18 Anzeigen und eine Festnahme wegen Widerstand.

Was am vergangenen Samstag in Oberhausen abläuft, ist einem Schachspiel vergleichbar. Mit dem Unterschied: Die beiden gegnerischen Parteien, Polizei und Rocker, wissen um die Strategie und nächsten Züge des jeweils anderen. Die Polizei kontrolliert die Rocker bereits kurz nach deren Einreise in die Stadt, um unliebsamen Überraschungen erst gar keinen Nährboden zu bieten. Die Rocker haben, so sagt es ein Polizeisprecher, die Anweisung von ganz oben: Ruhig bleiben, nur ja nicht auffallen.

Die Ankunft der Rocker: Rund um das Clubhaus, das in Sterkrade an der Heidstraße liegt, hat die Polizei vier Kontrollstellen eingerichtet. Straßensperren sind das mit zehn bis 30 Polizeikräften aus Einsatzhundertschaften. Am Kontrollpunkt „Von-Trotha-Straße“, wie die übrigen bereits um 17 Uhr eingerichtet, stehen Kuttenträger bereits mehr oder weniger ordentlich aufgereiht auf dem Gehweg. Einer nach dem anderen wird von Polizisten durchsucht. Ja, auch die Schuhe müssen die Herren ausziehen (versteckte Drigen/Waffen).

Ein wenig Schützenfest-Atmosphäre

Vor und im Clubhaus, dem ehemaligen Xanadu: Um 18 Uhr hat die Party offiziell begonnen. Um 20 Uhr treffen immer noch Bandidos am Vereinsheim ein. Die Ankommenden begrüßen die bereits Anwesenden mit dem obligatorischen Handschlag. Ein Bierstand draußen, ein mächtig qualmender Grill und Zelte mit Bank- und Tischreihen vermitteln draußen ein wenig Schützenfest-Atmosphäre.

Michael, nicht nur PR-Mann, sondern auch Vize-Präsident der Recklinghäuser Bandidos, empfängt Pressevertreter und korrigiert seine erste Ansage: Das Chapter „Del Centro“ hat nicht 20, sondern 30 Mitglieder mit Supportern sogar über 50. Und der Vorstand des Chapters posiert dann sogar fürs Foto. Da stehen sie: Präsident, Vize-Präsident, Sergeant-at-Arms (Waffenmeister), Treaserer (Schatzmeister). Nur ihre Namen wollen die Herren nicht nennen. Ach ja, der Präsident hat sich gerade das 1 %-Symbol auf dem Hals tätowieren lassen. „Ein Symbol, das viele der Herren als Patch auch auf ihren Kutten tragen. „Das erlangt nur, wer bereits entsprechende Straftaten nachweisen kann“, sagt später ein Polizeisprecher.

Pflichtveranstaltung statt Party

Im Vereinsheim: Ist die Stimmung nicht viel anders als draußen. Man trinkt was, unterhält sich. Wie ne richtige Sause wirkt die Party nicht. Eher wie eine Pflichtveranstaltung, zu der man muss, bei der sich alle aber auch ein wenig langweilen. Aber immerhin zeigen die Bandidos Flagge. Das sei überhaupt ihr Anliegen, sagt ein Polizeisprecher. Oberhausen ist die Grenze zwischen Ruhrgebiet und Rheinland, zwischen Bandidos-Grund und Hells Angels-Revier. Nachdem nun die Rotlichtmeile Flaßhofstraße fest in Hells-Angels-Hand sei, wollten die Bandidos nach ihrem Rückzug 2012 aus der City die Stadt nicht gänzlich aufgeben und gründeten 2013 erneut ein Chapter.

„Unsere Einsatzkräfte sind mit den doch sehr unterschiedlichen Einsatzanlässen und den damit verbundenen Herausforderungen sehr routiniert und professionell umgegangen. Auch die Beeinträchtigungen für die Bürger in dieser Stadt konnten auf ein Mindestmaß reduziert werden“, bilanziert Einsatzleiter Polizeidirektor Georg Bartel den Samstag. Die Beamten überprüften rund 300 Rocker, einen nahmen sie „nach Widerstandshandlungen“ fest. 18 Anzeigen wurden erstattet (Widerstand, Beleidigung, Mitführen von gefährlichen Gegenständen, BTMG).