Oberhausen. Eine Prognose des Instituts der deutschen Wirtschaft für die Jahre bis 2030 sieht Oberhausen als demografischen Verlierer. Mit 7,7 Prozent ist das vorausgesagte Minus besonders ungünstig: Wenn eintritt, was IW-Autor Klaus-Heiner Röhl ankündigt, zählt Oberhausen in 16 Jahren nur 195.000 Einwohner.
So rasant Oberhausen von Ende des 19. Jahrhunderts bis Mitte des 20. Jahrhunderts gewachsen ist – seit 1963 ist in Sachen Einwohnerzahl der Rückwärtsgang eingelegt. Nach einer jetzt vom Institut der deutschen Wirtschaft in Köln (IW) vorgelegten Prognose setzt sich dieser Trend auch in den nächsten Jahren fort. In etwa zehn Jahren dürfte Oberhausen danach erstmals die Schwelle von 200.000 Einwohnern unterschreiten.
Für 2030 prognostiziert das Institut der Stadt noch eine Bevölkerung von knapp 195.000 Einwohnern (heute: knapp 212.000). Damit steht die Stadt in der Region nicht alleine. Allen Nachbarstädten und -kreisen sagen die Kölner weitere Schrumpfung voraus. Allerdings schneidet Oberhausen dabei mit einem Minus gegenüber 2012 von 7,7 Prozent am ungünstigsten ab.
Firmen wollen nahe Hochschulen
Kräftige Wachstumsraten sagt das IW dagegen den Städten Düsseldorf, Köln, Bonn und Münster voraus. Überhaupt würden die wirtschaftsstärksten Regionen in Deutschland weiter zunehmen, vor allem ländliche Regionen dagegen teils deutlich schrumpfen. Einigen ost- und süddeutschen Landkreisen werden Rückgänge von 20 Prozent und mehr vorausgesagt.
Zwei Hauptgründe macht der Autor der Studie, Klaus-Heiner Röhl, für die Entwicklung verantwortlich: die anhaltende Zuwanderung aus Südosteuropa und der Drang junger Leute an die Hochschulen. Von beiden Trends profitieren Städte, die einen wachsenden Arbeitsmarkt bieten. Firmen suchen aber vermehrt die Nähe zu Hochschulen, um sich dort anzusiedeln. So könnten sie junge Menschen, deren Zahl insgesamt ja wegen des Pillenknicks seit Anfang der 1970er Jahre abnimmt, für sich gewinnen. Die würden dann gleich am Studienort auch wohnen bleiben.
Arbeitslosenquote überdurchschnittlich hoch
In dieser Hinsicht hat Oberhausen wenig zu bieten. Die Arbeitslosenquote ist seit Jahren überdurchschnittlich hoch, hat sich bei zwölf Prozent eingependelt. Es ist nicht gelungen, Ersatz zu schaffen für die Vielzahl der in der Schwerindustrie weggefallenen Arbeitsplätze. In der Folge beträgt das jährliche Bruttoinlandsprodukt, also die pro Kopf erzielte Wirtschaftsleistung, in Oberhausen nur 23.000 Euro.
Das ist einer der niedrigsten Werte für eine kreisfreie Stadt in Deutschland. Allerdings hat selbst die Ruhr-Metropole Essen mit einer pro Kopf fast doppelt so hohen Wirtschaftsleistung von 45.000 Euro einen Bevölkerungsrückgang von 5,1 Prozent zu erwarten. Und von der Gründungswelle neuer Hochschulen im Lande profitiert die Stadt ebenfalls noch nicht. Dafür ist in Mülheim eine solche Hochschule im Aufbau.