Oberhausen. Jeder vierte Arbeitnehmer in Oberhausen ist 50 Jahre oder älter. Ältere Beschäftigte sind zudem oft länger krankgeschrieben, jüngere dagegen kürzer, aber häufiger. Die Gewerkschaft Verdi sieht gerade auf Oberhausen große Probleme zu kommen, der Stadtverwaltung drohe sogar der Kollaps.
In den Betrieben in Oberhausen verändert sich die Altersstruktur der Arbeitnehmer dramatisch: Waren Ende Juni 2003 insgesamt 13.228 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in der Altersgruppe 50 bis unter 65 Jahre, sind es zehn Jahre später bereits 18.785 Arbeitnehmer – eine Steigerung von 42 Prozent.
Gemessen an der Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sind 30,7 Prozent der Oberhausener Arbeitnehmer 50 Jahre oder älter. Für die Unternehmen ergeben sich so viele Herausforderungen, etwa Fragen der Nachwuchsgewinnung und der Gesundheit der Beschäftigten. Die Gewerkschaft Verdi sieht für die Stadtverwaltung gar die Gefahr eines Kollapses.
Größere Bedeutung für Gesundheitsförderung
Denn ältere Arbeitnehmer reagieren auf die Ansprüche und Belastungen der Arbeitswelt ganz anders als jüngere, berichtet aktuell die Krankenkasse IKK classic anhand von Zahlen der Beschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit. „Ältere Beschäftigte sind oft länger krankgeschrieben, jüngere dagegen kürzer, aber häufiger“, sagt IKK-Sprecher Michael Lobscheid. So fehlen über 59 Jahre alte Arbeitnehmer in NRW im Schnitt an 28 Tagen im Jahr, fünfmal so lange wie Beschäftigte unter 20 Jahre.
Darüber hinaus scheidet laut Statistischem Bundesamt mehr als jeder vierte Arbeitnehmer (27,8 Prozent) aus gesundheitlichen Gründen aus dem Erwerbsleben aus. „Die Gesunderhaltung der Mitarbeiter durch die betriebliche Gesundheitsförderung, vor allem bei der älteren Belegschaft, erhält in der Arbeitswelt dadurch eine immer größere Bedeutung“, so Lobscheid. In Zeiten des Fachkräftemangels könne dies ein Wettbewerbsvorteil sein.
Problemlage wird sich zuspitzen
Diese Einschätzung kann Henrike Greven, Bezirks-Geschäftsführerin der Gewerkschaft Verdi Mülheim-Oberhausen, nur teilen. „Das Thema Gesundheit wird immer wichtiger. Ältere Arbeitnehmer sind naturgemäß nicht so leistungsfähig wie jüngere Kollegen.“ Auch die Gefahr eines Burn-out-Syndroms steige signifikant. „Darum ist es enorm wichtig, hier zu handeln.“
Gerade in der Stadtverwaltung und in den städtischen Tochterunternehmen werde sich die Problemlage enorm verschärfen. „Ältere Mitarbeiter scheiden aus, aber durch den Abbau von Ausbildungsplätzen rücken nicht genug junge nach. Wenn man nicht gegensteuert, steht irgendwann der Kollaps bevor.“ Lobende Worte hat Greven für die Wirtschaftsbetriebe Oberhausen (WBO): „Dort haben Mitarbeiter etwa die Möglichkeit, in einem Bus Rückenübungen auszuführen und sich so etwas Gutes zu tun“, sagt die Gewerkschafterin.
„Wir wissen, dass der demografische Wandel für uns mehr und mehr zur Herausforderung wird und bieten daher Gesundheitsprogramme an, von denen unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter profitieren“, berichtet Martina Flöel, Geschäftsführerin des Oberhausener Chemieunternehmens Oxea. Zudem sei die Zahl der Ausbildungsplätze über die vergangenen sieben Jahre verdoppelt worden.