Oberhausen. . Box-Weltmeister Wladimir Klitschko ist in Gedanken bei seinem Bruder Vitali in der Ukraine. Bei der Vorbereitung auf seinen WM-Kampf gegen den Australier Alex Leapai lenkt er jedoch sämtliche Aufmerksamkeit auf das Sportliche. In Oberhausen trafen beide Boxer bei der Pressekonferenz aufeinander.

Wladimir Klitschko schaut in die Tiefe der Köpi-Arena: Dass neben ihm auf dem hell erleuchteten Podest das große Stühlerücken beginnt, stört ihn nicht weiter.

Auch den zwei Fotografen, die mit ihren Objektiven aneinanderrasseln und anschließend leicht gegen den Tisch rempeln, so dass die Namensschilder wackeln, schenkt der 37-Jährige kaum Beachtung. Seine Augen fixieren wiederholt eine riesige Eisfläche, die in der Multifunktionshalle zwei Tage später einer Eislaufshow dient. Sein Blick ist kalt.

Siegeswillen an vielen Orten

Es dauert nur Minuten bis sich die Miene des vierfachen Box-Weltmeisters (IBF, WBO, WBA, IBO) bei der Pressekonferenz vor seinem Titel-Kampf gegen den Australier Alex Leapai am 26. April aufhellt. „Einen wunderschönen guten Tag, Oberhausen!“, sagt er. „Es ist schön, wieder hier zu sein!“ Zwei Mal hat er in Oberhausen geboxt. „17 Jahre ist das her“, rechnet Klitschko nach. Er lächelt. Gestikuliert. Er spricht nicht, er referiert. „Dr. Steelhammer“ steht auf dem Plakat, das sich beim Aufprallen seiner Hände auf dem Podest durch Luftzüge bewegt.

Wladimir Klitschko. 1,98 Meter. Feiner dunkler Anzug. Weißes Hemd. Dunkle Krawatte. Sein Gegner Leapai erscheint im T-Shirt. Blickt bei den Fragen der Journalisten suchend durch die Reihen. „Ich war immer schon der Underdog und musste mich durchkämpfen“, sagt er. „Aber am 26. April wird es einen neuen Champion geben.“ So richtig nach Bambule klingt das nicht. Die Kontrahenten gehen respektvoll miteinander um.

Auch interessant

Klitschko vergleicht Leapai mit Rocky Balboa. Schmeichelhaftes im Scheinwerferlicht. Die Frage nach dem eigenen Siegeswillen hört man als Boxer dagegen nicht so gerne. „Wenn du nicht an deinen Sieg glaubst, bleibst du besser zu Hause“, sagt Klitschko. „Ich nehme jeden Tag meines Trainings ernst — seit ich 14 Jahre alt bin. Ich folge meinem Gefühl, um am Ende Sieger zu sein.“

„Jeder bestreitet seinen Kampf“

Siegeswillen. In Wladimir Klitschkos Leben gibt es diesen an vielen Orten: „So geht es doch auch den Menschen in der Ukraine. Sie werden gefoltert und geschlagen“, sagt er und seine Gesichtszüge verdunkeln sich wieder. „Ich hoffe nicht, dass die demokratische Welt die Ukraine an eine Diktatur verliert, so wie wir sie dort momentan haben.“

Das schwierige Wirken seines Bruders Vitali als einer der Oppositionsführer in seiner Heimat, sieht er mental für sich nicht als Handicap: „Jeder bestreitet seinen Kampf“, sagt er. „Die Menschen in den Straßen kämpfen für die Freiheit. Ich repräsentiere mein Land und meine Landsleute – da gibt es viele Parallelen. Auch ich werde am 26. April meinen Job erledigen.“

Die Kameras klicken wieder. Die Fotografen umlagern das Podest. Auf Klitschkos Gesicht kehrt das Lächeln zurück.