Oberhausen. . „Ein kleines Silvester“ war der Dienstag zumindest für die Taxifahrer. Weil der öffentliche Dienst auch in unserer Stadt streikte und damit ebenso der Bus- und Straßenbahnverkehr stillstand, mussten besonders berufstätige Pendler umsteigen.

„Ein kleines Silvester“ war der Dienstag zumindest für die Taxifahrer. Weil der öffentliche Dienst auch in unserer Stadt streikte und damit ebenso der Bus- und Straßenbahnverkehr stillstand, mussten besonders berufstätige Pendler umsteigen. Nicht wenige wählten offenbar das Taxi: Rund 40 Prozent mehr Umsatz gaben Fahrer am Hauptbahnhof an, und kloppten von 5 Uhr früh an Zwölf-Stunden-Schichten.

Gefühlt weniger Druck

Auf dem Willy-Brandt-Platz am Hauptbahnhof wurde hingegen verbal Umsatz gemacht: Mehr Lohn, sichere Arbeits- und Ausbildungsplätze, eine gerechte Steuerpolitik forderte unter anderem Verdi-Bezirksgeschäftsführerin Henrike Greven. Anschließend kamen die Betriebsräte von städtischen Einrichtungen zu Wort: „Die Beschäftigten sind diejenigen, die dafür sorgen, dass diese Stadt liebenswert bleibt“, griff Stadtpersonalrat André auf der Heiden gerade die Personalsparpolitik des Stadtkämmerers an.

Trotz vieler markiger Worte von der Bühne fehlte manchem Streikenden der Pfeffer: „Früher waren die Reden deftiger“, wünschte sich Beate Van Pykeren, die als Parkaufsicht der OGM im Tiergehege Kaisergarten arbeitet, mehr verbalen Druck auf die Arbeitgeber – und vor allem mehr Beteiligung der Belegschaft: „Wenn ich mich so umschaue: Es sind doch arg wenige Kollegen hier.“ Einige sollen den Gewerkschaften auch den Rücken gekehrt haben.

„Die meisten hatten Verständnis“

Von großem Zuspruch für den Streik weiß dagegen die Schwimmmeisterin Heike Hornung zu berichten: „Ich habe viele Badegäste informiert, dass sie das Bad heute nicht nutzen können. Es geht leider nicht ohne Streik. Die meisten hatten dafür Verständnis.“

Ähnlich hat es Jenny Brockmann, Erzieherin in einem Kindergarten, erfahren, es geht um ihre Existenz: „Ich mache meinen Beruf gerne, aber ich habe nur einen Jahresvertrag. Damit kann ich meinem Kind keine sichere Zukunft bieten.“ Solidarität für die Forderungen des öffentlichen Dienstes zeigte ebenso die Oberhausener Linke Liste: „100 Euro Sockelbetrag plus 3,5 Prozent oben drauf sollte das Mindeste sein“, meint David Driever. Nicht ganz ungeteilten Zuspruch gab es vereinzelt aber auch: „Streik ist richtig. Wir müssen ja alle von der Arbeit leben können, nicht nur die Arbeitgeber. Wir haben damals für die 42-Stunden-Woche wochenlang gestreikt“, erinnert sich ein 87-jähriger Stahlarbeiter. Deshalb aber die Stadt lahm zu legen, findet er wiederum nicht in Ordnung.