Oberhausen. . Wilhelm Voss aus Oberhausen wurde im Zweiten Weltkrieg in Frankreich getötet. Am gleichen Tag brüstete sich der US-Autor und spätere Literaturnobelpreisträger Ernest Hemingway damit, ein deutsches Motorrad erbeutet zu haben. Eine mysteriöse Geschichte, deren Puzzleteilchen ein britischer Forscher zusammenzufügen versucht.
Wenn diese Geschichte stimmt, dann ist sie eine kleine Sensation: Der britische Journalist, Blogger und Hemingway-Forscher Tom Sanders will einen Zusammenhang zwischen dem amerikanischen Schriftsteller Ernest Hemingway und einem deutschen Soldaten aus Oberhausen entdeckt haben.
Es könnte sein, glaubt Sanders, dass ein gewisser Wilhelm Voss, geboren am 3. März 1924 in Oberhausen, von dem späteren Literaturnobelpreisträger erschossen wurde. Nun hofft er, mit Hilfe der WAZ dessen Nachfahren ausfindig zu machen, „damit das Puzzle endlich vollständig ist“.
Britischer Forscher sucht neue Infos
Juli 1944. Ernest Hemingway begleitet den Einmarsch der Alliierten in Frankreich als Kriegskorrespondent für ein Magazin. Er gerät in den Kampf gegen deutsche Soldaten – ein Verstoß gegen die Genfer Konvention. Der Reporter wird gefangen genommen und befürchtet, als Spion erschossen zu werden. Er ist angeschlossen an das 22. US-Infanterie-Regiment. Dieses steckt in heftigen Kämpfen um das französische Dorf Villebaudon in der Niedernormandie.
Eine der deutschen Einheiten, die versuchen, den amerikanischen Vorstoß aufzuhalten, ist das 156. Panzer-Grenadier-Regiment. Einer der Soldaten ist Kraftfahrzeugmechaniker Wilhelm Voss. Er wird getötet am 31. Juli 1944 auf einer Straße südlich von Villebaudon. Dabei soll er auf einem Motorrad gesessen haben.
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Am selben Tag schreibt Hemingway in einem Brief an seine Freundin Mary Welch, er habe ein deutsches Motorrad erbeutet. Später habe der Autor erzählt, dem toten Motorradfahrer einen Gürtel mit einer Schnalle entwendet zu haben, auf der „Gott mit uns“ stand. Hemingway trug den Gürtel oft bis zu seinem Tode 1961. Heute ist er in den Archiven der Kennedy-Bibliothek in Boston.
Ungeklärte Todesumstände
Soweit die Recherchen von Tom Sanders, die er vor 14 Jahren begann und deren Ergebnisse in ein Buch über Hemingway fließen sollen. „Erst war ich an Hemingway als Autor interessiert“, sagt Sanders, „dann immer mehr an seinen Aktivitäten im Zweiten Weltkrieg.“ Sogar Hemingways Butler habe der 67-Jährige interviewen können.
Nur diese Geschichte mit Wilhelm Voss in dem französischen Dorf lässt ihn nicht los, die habe er bisher nicht nachweisen können. Was ist an diesem Tag damals wirklich passiert? „Ich hoffe einen Nachfahren von Wilhelm Voss zu finden, um all die Details über seine Todesumstände klären zu können“, sagt Sanders. „Denn ohne dies habe ich nicht die komplette Geschichte erzählt.“