Oberhausen. Zum Jahresende sind an Oberhausens Schulen zahlreiche Sozialarbeiterstellen weggefallen, die der Bund zwei Jahre lang finanziert hatte. Jetzt macht sich der Wegfall schmerzlich bemerkbar. Ein Stimmungsbild vom Hans-Sachs-Berufskolleg.
Die Hoffnung, dass sich sozusagen „kurz vor Zwölf“ noch etwas zum Besseren wenden würde, war nie allzu groß – auch wenn die Schüler bis zuletzt gehofft hatten. Zum Jahresende ist dann, wie befürchtet, der Ernstfall eingetreten: Am Hans-Sachs-Berufskolleg ist eine von zwei Schulsozialarbeiterstellen weggefallen, weil der Bund seine Förderung eingestellt hat. „Was wir in den vergangenen zwei Jahren an Förderkonzepten aufgebaut hatten, liegt damit jetzt brach“, bedauert Schulleiter Marc Bücker.
Lernzentrum öffnet seltener
Konkret heißt das zum Beispiel, dass nicht mehr jeden Samstag das Lernzentrum öffnen kann, in dem schwächere Schüler das Wochenpensum wiederholen oder auch öffentlich geförderte Nachhilfe in Anspruch nehmen konnten. „Das war für viele eine gute Hilfe“, sagt Bücker. Und Christoph Obst, der verbliebene Schulsozialarbeiter, bestätigt: „Der Samstag ist das beste Beispiel dafür, dass da etwas wegbricht, was man mühsam erarbeitet hat. Viele Schüler sind freiwillig und sogar gerne gekommen. Das müssen wir ihnen jetzt wieder nehmen.“ Obst selbst ist jeden zweiten Samstag am Start, um zumindest die Hälfte des alten Angebots aufrechterhalten zu können. Auch sonst „klemmt’s an vielen Stellen“, wie er sagt. Schließlich will er keinen Schüler mit Sorgen abweisen.
In den Klassen der angehenden Bautechnischen Assistenten hatte die bis Dezember 2013 praktizierte intensive sozialpädagogische Betreuung am Nachmittag einen ganz handfesten Erfolg: Die Zahl der Abbrecher dieses Bildungsgangs konnte ganz deutlich gesenkt werden. „Das war ein wichtiger Baustein des Gesamtkonzeptes“, sagt Bücker. „Und das können wir auch nicht kompensieren.“
Dass sich die Schulsozialarbeit in ihrer deutlich abgespeckten Variante jetzt eher auf Grundschulen konzentriert, hält Bücker vom Ansatz her nicht für falsch: „Frühe Hilfen sind ganz sicher sinnvoll.“ Insgesamt würde er sich aber wünschen, dass der gesamte Komplex Schulsozialarbeit auf eine andere Grundlage gestellt würde: „Die Sozialarbeit muss ins pädagogische Gesamtkonzept fest eingebunden sein. Sie braucht Kontinuität. Das Land selbst müsste deshalb Kräfte dafür einstellen – unbefristet, nach einem sozialpädagogisch orientierten Betreuungsschlüssel.“
Schulversagen hat oft persönliche Gründe
Die sozialen Probleme an Berufskollegs wie dem Hans-Sachs-Kolleg seien naturgemäß anders gelagert als die an Grundschulen, aber auch als die an anderen weiterführenden Schulen: „Wir tauschen jedes Jahr rund 1200 Schüler aus“, sagt er mit Blick auf die vergleichsweise kurze Dauer der Bildungsgänge: „An allgemeinbildenden Schulen gibt’s Klassenlehrer, die die Schüler über einen längeren Zeitraum beobachten können. Zu uns kommen Jugendliche manchmal für nur ein Jahr. Da können Lehrer, die sie im Fachunterricht ein oder zweimal die Woche sehen, natürlich oft nicht einordnen, wenn sie Probleme haben“, gibt Bücker ein Beispiel. Und Schulversagen habe sehr oft damit zu tun, dass Schüler Probleme haben – Liebeskummer oder einen Krankheitsfall in der Familie etwa: „Davon wissen wir oft nur, weil wir Schulsozialarbeiter haben.“
Insofern sei Schulsozialarbeit wichtig, damit Schulerfolg gelingen könne: „Und alle Jugendlichen, die wir nicht berufs- oder bildungsfähig machen, sind nachher verloren. Hier können wir sie noch packen. Wenn sie die Schule einmal verlassen haben, wird’s ganz schwierig.“