Oberhausen.. Lernförderung, Hilfe beim Bafög-Antrag, ein Ohr für Probleme: Die BA 11 des Hans-Sachs-Berufskollegs in Oberhausen möchte ihre Schulsozialarbeiterin nicht mehr missen. Allerdings gehört die Stelle zu denen, deren Finanzierung der Bund zum Jahresende einstellt. Für die Schüler ein herber Verlust.

Wie es sein wird, wenn sie nach den Weihnachtsferien wieder an die Schule zurückkehren, möchten sich die 16- bis 20-jährigen Schüler der BA 11 (Bautechnische Assistenten) des Hans-Sachs-Berufskollegs lieber nicht vorstellen. Dann nämlich wird Sarah Böhm, „ihre“ Schulsozialarbeiterin, nicht mehr da sein.

Ihre Stelle gehört zu denen, deren Finanzierung der Bund zum Jahresende einstellt. Zum 31. Dezember ist Schluss: „Dann fällt für uns eine wichtige Unterstützung weg“, sind sich die Jugendlichen einig. Um noch mal einen eindringlichen Appell in Richtung Politik loszuwerden, haben sie sich an die NRZ gewandt.

Hilfen im Antrags-Dschungel

Anfang September haben die Jugendlichen eine dreijährige duale Ausbildung begonnen, um gleichzeitig den Berufsabschluss Bauassistent zu erwerben und das Fachabi zu meistern. Jeden Nachmittag erfahren sie dabei eine Stunde lang sozialpädagogische Unterstützung durch Sarah Böhm. Eine Stunde, in der die einen schon mal ihre Hausaufgaben erledigen oder für bevorstehende Arbeiten büffeln, andere mit ihren jeweils aktuellen Anliegen an Sarah Böhm herantreten: „Sie hat mit uns die komplizierten BaföG-Anträge ausgefüllt, mit denen wir allein nicht klargekommen wären“, gibt Robin ein Beispiel. Und Jan ergänzt: „Und sie hilft uns, all das zu beantragen, was einigen von uns zusteht: zum Beispiel Bücher, Lernmaterial oder auch Nachhilfe.“

Das allein ist schon wichtig: „Aber Frau Böhm hilft auch, wenn wir zu Hause Probleme haben, wenn’s Streit gibt oder jemand gestorben ist. Wir können über alles mit ihr reden – nicht nur in der Nachmittagsstunde, sondern jederzeit“, erzählt David (17). „Sie ist eben kein Lehrer, deshalb traut man sich auch viel eher, mit ganz persönlichen Dingen zu ihr zu gehen“, erzählt Isabell (16).

Und wenn die Jugendlichen noch nach Schulschluss unterwegs sind, etwa um beim freiwilligen Sozialprojekt „genialsozial“ grüppchenweise in Einrichtungen der Lebenshilfe zu gehen, ist Sarah Böhm häufig noch mit von der Partie: „Wenn wir uns nicht so trauen, auf die Behinderten zuzugehen, hat sie uns schon oft die Scheu genommen“, erzählt Isabell.

Zwischenmenschlich wird ihnen ab dem 1. Januar auf jeden Fall etwas fehlen. Aber eben auch ganz handfest schulisch, das macht Michel (16) deutlich: „Die Stunde am Nachmittag ist für viele von uns wichtig, um zu üben und Hausaufgaben zu machen. Das würde sonst oft einfach nicht passieren.“

Johannes: „Für mich war das mit ein Grund, mich für diese Schule zu entscheiden“, sagt er und gesteht ein, nicht zu denen zu gehören, die sich aus eigenem Antrieb zu Hause noch auf die Bücher stürzen: „Mein Notenschnitt hat sich deshalb hier ziemlich verbessert.“ Wie das wird, wenn die Übungsstunde am Nachmittag wegfallen muss? Darüber möchten die Jugendlichen lieber nicht nachdenken.

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