Oberhausen. .

Wörthstraße 2 – wo heute die Stadtparfümerie Pieper eine Filiale betreibt, lebten einst Albert und Erich Gottschalk. 1941 wurden Vater und Sohn ins Ghetto Lodz deportiert. Albert Gottschalk starb dort am 10. Januar 1942, sein Sohn Erich wurde vermutlich am 30. April 1943 in Auschwitz ermordet. Vor ihrem letzten frei gewählten Wohnort erinnern seit gestern zwei Stolpersteine an die beiden Opfer des nationalsozialistischen Wahns.

„Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist“, sagt der Kölner Künstler Gunter Demnig. Seit 1997 hat er zigtausende solcher Messingsteine im In-und Ausland verlegt, allein in Oberhausen über 130, gesponsert von Kirchengemeinden, Schulklassen, Privatpersonen oder Unternehmen. Demnig selbst konnte gestern nicht kommen, wie Katrin Dönges von der Gedenkhalle Oberhausen erklärt. Das Verlegen übernahmen Mitarbeiter der WBO.

Die Gedenkhalle, zu deren Aufgaben die Dokumentation der kommunalen Geschichte von den Anfängen des Nationalsozialismus bis zu dessen Ende gehört, arbeitet seit vielen Jahren mit Demnig zusammen.

Schüler des Bertha-von-Suttner-Gymnasiums hatten sich in ihrem Geschichtskurs auf die Spurensuche der NS-Opfer gemacht. „Sie haben dafür in verschiedenen Archiven recherchiert“, sagt Lehrer Torben Bennemann. So fanden sie heraus, dass der 1877 in Hemer geborene Albert Gottschalk von Beruf Makler und Pferdehändler war. In Oberhausen eröffnete er mit seiner Frau Pauline ein Geschäft auf der Wörthstraße. Nach der Machtübernahme der Nazis musste er wegen seiner jüdischen Religion sein Geschäft schließen. In der Pogromnacht 1938 wurde sein Sohn verhaftet und für mehrere Wochen im Konzentrationslager Dachau inhaftiert. Pauline Gottschalk starb 1940 unter ungeklärten Umständen.

Nachzulesen ist dies in einem kleinen Flyer, den die Gedenkhalle herausgegeben hat. In dem Heft finden sich auch Informationen über die Schicksale weiterer Opfer der NS-Gewaltherrschaft, vor deren einstigen Wohnhäusern gestern früh ebenfalls Stolpersteine verlegt wurden.

Stellvertretend für die Teilnehmer des Geschichtskurses betonte gestern Von-Suttner-Schüler Boran Sezen in einer kurzen Ansprache, dass die Steine nicht nur Erinnerung, sondern auch Mahnung sein sollen, dass sich ein Holocaust niemals wiederholen darf. Anschließend legten die Schüler Rosen und Nelken auf die Gedenktafeln. Am Mittag waren die Blumen verschwunden. Die Stolpersteine bleiben – als Mahnung für uns und unsere Nachkommen.