Oberhausen. Auf großes Kino dürfen sich die Theaterfreunde freuen, wenn sich am Mittwoch der Vorhang im Großen Haus am Ebertplatz hebt. „Gottes kleiner Krieger“, das 700-seitige Opus Magnum des indischen Schriftstellers Kiran Nagarkar, kommt als opulentes Bollywood-Musical auf die Bühne.
Auf großes Kino dürfen sich die Theaterfreunde freuen, wenn sich am Mittwoch der Vorhang im Großen Haus am Ebertplatz hebt. „Gottes kleiner Krieger“, das 700-seitige Opus Magnum des indischen Schriftstellers Kiran Nagarkar, kommt als opulentes Bollywood-Musical auf die Bühne. Und doch habe die Produktion mehr zu bieten als fantastische Choreographien, bunte Kostüme und indische Klänge, sagt Oberhausens Chefdramaturg Tilmann Raabke: „Es ist ‘was ganz Besonderes.“
Und das in gleich doppelter Hinsicht: Zum einen ist es eine Koproduktion mit dem Theater Freiburg. „Alleine hätte das weder von uns noch von den Kollegen gestemmt werden können“, sagt Raabke. Zum anderen greift es die großen, ewigen Themen auf: Hingabe und Verrat, Gott und Moral, Gut und Böse. Goethes „Faust“ kommt einem da in den Sinn.
Roman von Kiran Nagarkar
Neun Jahre hat Nagarkar an seinem Roman geschrieben, bevor er 2006 erschien. Die Kritiker waren voll des Lobes, die Leser begeistert. Erzählt wird darin die Geschichte zweier ganz unterschiedlicher Brüder: Zia und Amanat. Ihre Überzeugungen könnten unterschiedlicher nicht sein, dennoch bleiben sie ein Leben lang miteinander verbunden.
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Zia, der schon als Kind ein mathematisches Genie war, hält sich für auserwählt, die islamische Welt zu vereinigen, und entwickelt sich zu einem hochmodernen, extremistischen Charakter, der mit seinen Aktienspekulationen radikale religiöse Organisationen finanziert. Er ist Faust und Mephisto in einer Person und wechselt im Laufe seines Lebens dreimal die Religion. „Er ist der große Sinnsucher, der aber nirgendwo eine Erfüllung findet“, sagt Raabke. Anders als beim Goetheschen Faust gibt es für ihn am Ende keine Erlösung.
Die Firma Religion
Es gibt aber mehr als diese persönliche Ebene. „Nagarkar zeigt uns, wie diese Religionen, besser gesagt, ihre jeweiligen Organisationen, sozusagen die Firma Religion, in Beziehung zur kapitalistischen Ordnung stehen.“
Zias hypochondrischer Bruder Amanat glaubt an nichts anderes als an den Zweifel. Er schlägt sich als erfolgloser Drehbuchautor im Bollywood-Filmgeschäft durch. „Doch ausgerechnet er bekommt vom Leben eine zweite Chance.“
Verpackt ist das bei der Bühnenproduktion „Gottes kleiner Krieger“ zwar im Gewand eines Bollywood-Musicals. „Aber es ist keine kitschige Imitation, es hat nichts mit dessen Stereotypen gemeinsam. Es nutzt aber dessen Sinnlichkeit“, betont Raabke. Die Aufführung dauert dreidreiviertel Stunden.