Oberhausen. . Beim Rheinischen Frühschoppen im Ebertbad bleiben die Männer am Sonntagmorgen unter sich. Erdnüsse scherzen, Colonias schunkeln, Ratsherren regieren und Rheinveilchen blühen auf
Sonntagmorgens ist die Welt noch in Ordnung. Zumindest, wenn keiner gehetzte Körper in aller Frühe aus dem Bett scheucht. Am Frühstückstisch ernten Gattinnen bei abgebrochenen Schlafphasen eher ein langgezogenes „Gääähhhnn“. Von daher wischte sich manche Partnerin diesmal selbst den Schlaf aus den Augen. Die Herren standen früh gestriegelt im Hausflur. Ihr Ziel: Der Rheinische Frühschoppen im mit knapp 400 Narren ausverkauften Ebertbad.
Ganz schön aufgeweckt, meine Herren! Die Veranstaltung des Hauptausschusses Groß-Oberhausener Karneval hat vor einigen Jahren die Männersitzung abgelöst. Allzu plumpe Kalauer und Nummerngirls sollten aus dem Repertoire verschwinden. Stattdessen traten Büttenredner, Tanzgarden und Stimmungsbands die Nachfolge an.
Bus-Ladungen mit Kölner Künstlern
Und so spulten die Künstler gekonnt die Zeit vor: Normalerweise sind sie in den rheinischen Hochburgen zu Hause, diesmal traten die Gäste teilweise in Bus-Ladung die Reise ins Revier an. Beispiel: die Kölner Rheinveilchen. Während Allergiker angesichts milder Temperaturen schon leidgeplagt die Taschentücher bedienen, sorgte die etablierte Kölner Garde für aufblühende Männerriegen. Die Tänzerinnen wirbelten spektakulär durch die Luft und bauten ihre Körper biegsam zu Pyramiden zusammen.
Die in blaue und weiße Uniformen gewandeten Rheinländer bewegten sich so dynamisch, dass selbst das Glitzerlametta aus der Bühnendekoration in Mitleidenschaft gezogen wurde. Kein Wunder: Zuvor hatten drei Superstars aus dem Kölner Karneval die Herren trotz des wenig winterlichen Wetters auf Temperatur gebracht. Die drei Colonias haben mehrfach vor einer ausverkauften Köln-Arena gespielt, da wirkte ihr Scherz’n’Musik-Gastspiel wie ein kuschliger Club-Auftritt. Sie schickten das Publikum zur kollektiven Ehe-Therapie und berichteten vom Arztbesuch.
Viel Schunkel-Material
Die Pullover-Träger „Willi und Ernst“ hatten es da schon schwerer, nach all der Bütt-Besetzung das Tempo aufrecht zu erhalten. Schließlich gab es zuvor genug Schunkel-Material: „De Fründe“ in Bandstärke und die Blaskapelle „Ratsherren Unkel“ stimmten an, was Herren normalerweise gerne verschenken: „Rote Rosen!“
Ein Scherzbold, der viel Applaus erhielt, war eigentlich ein Knabberutensil. „Die Erdnuss“ durfte deftiger hinlangen. Bei so viel Zuspruch überraschte manchen Besucher das Ende am frühen Nachmittag nach rund vier Stunden Programm: Wer hat noch gleich an der Uhr gedreht?