Oberhausen. Pförtnerampeln an der Mülheimer Straße würden das Problem verschärfen, sagt der Verkehrsexperte Michael Schreckenberg. Eine Fahrspur-Verringerung sei sogar „noch schlimmer“.

Die Oberhausener Grünen stehen mit ihrem Vorstoß, den Verkehr an der Mülheimer Straße durch drei „Pförtnerampeln“ zu regulieren (wir berichteten), im Gegenwind. „Das ist ein Ansatz, der heutzutage überhaupt nicht mehr verfolgt wird“, zeigt sich Prof. Dr. Michael Schreckenberg, renommierter Verkehrsforscher der Universität Duisburg-Essen, wenig überzeugt von diesem Plan. „Pförtnerampeln waren mal ein Thema, doch es stellte sich heraus, dass die Grundannahmen dahinter falsch waren.“

Idee wurde in Essen und Düsseldorf verworfen

Wie Schreckenberg erklärt, wird nämlich eines der Hauptziele gar nicht erreicht. „Die Vorstellung war, dass durch das Anhalten an diesen Ampeln ein Pulk an Autos entsteht, welcher dann bei Grün schließlich zügig weiterfahren kann. Doch das ist nicht der Fall.“ Vielmehr würde sich nicht eine große Ansammlung an Fahrzeugen bilden, sondern mehrere kleine Trauben, die dann an weiteren Ampeln hängen bleiben. „Und gerade beim Anfahren und Beschleunigen entsteht der größte Benzinverbrauch.“

Darum habe man diese Lösung, die für vielbefahrene Straßen wie etwa die Gladbecker Straße in der Nachbarstadt Essen oder die Corneliusstraße in Düsseldorf diskutiert wurde, schnell wieder verworfen.

Auch die von den Grünen ins Spiel gebrachte Verringerung von vier auf zwei Fahrspuren an der Mülheimer Straße hält der Experte für äußerst problematisch. „Das ist sogar noch schlimmer. Denn es ist ja nicht so, dass die Leute einfach auf ihr Auto verzichten, nur weil es auf einmal nur noch eine Spur gibt.“ Erfahrungen aus anderen Städten zeigten, dass diese Maßnahme nirgendwo zum Erfolg geführt habe.

Ursachen müssen weiter untersucht werden

„Einzelne Straßen und den jeweiligen Verkehr zu planen, das nützt überhaupt nichts. Um die Probleme an der Mülheimer Straße in den Griff zu bekommen, muss man regional denken“, sagt Schreckenberg. Darum sei auch ein komplettes Lkw-Durchfahrverbot zu kurz gegriffen. „Dieser Verkehr muss schließlich irgendwo hin.“

Schreckenberg wirbt dafür, die Bevölkerung für das Problem der Feinstaubbelastung zu sensibilisieren. „Etwa durch Dialogdisplays an den Straßen: An Tagen, an denen die Grenzwerte überschritten werden, könnte man so das Thema an die Autofahrer bringen.“

Immer noch nicht abschließend geklärt sei jedoch, wo der meiste Feinstaub entstehe. „Nach den aktuellsten Erkenntnissen ist der Anteil des Verkehrs dabei relativ vernachlässigbar.“ Vielmehr müssten industrielle Quellen näher untersucht werden. „Beim Verbrennen organischer Materialien, etwa Holz, entsteht ebenso Feinstaub.“

SPD geht auf Distanz zum Koalitionspartner 

Der Plan der Grünen stößt auch bei der CDU und selbst bei der SPD als Koalitionspartner im Stadtrat auf Ablehnung: „Willkürliche Maßnahmen wie Ampelregelungen oder die zwangsverordnete Zweispurigkeit sind kontraproduktiv, weil sie das Problem nicht lösen, sondern höchstens verdrängen“, sagt SPD-Fraktionschef Wolfgang Große Brömer. „Durch die dann provozierten Dauerstaus gelangt noch mehr Feinstaub in die Umwelt. Zugleich wird sich ein Teil des Autoverkehrs Ausweichstrecken suchen und dort außerhalb der Messstation Mülheimer Straße Feinstaub ausstoßen.“ Die bislang vorgetragenen Vorschläge seien daher keine echten Lösungen.

Die SPD erwarte realistischere Vorschläge, die auch vermittelbar seien und auf Akzeptanz in der Bevölkerung treffen müssten. „Zwangsbeglückungen der Oberhausener Bevölkerung wird es mit uns nicht geben“, betont Große Brömer.

"Mischung aus Erheiterung und Entsetzen"

Genauso abweisend reagieren auch die oppositionellen Christdemokraten. „Wenn die Grünen von ihrer Idee so überzeugt sind, dann können sie doch gleich ein Pförtnerhäuschen an der Mülheimer Straße aufstellen und sich dort hineinsetzen. Ich bin mal gespannt, was ihnen da für Bürgerreaktionen entgegenkommen“, schießt CDU-Parteichef Wilhelm Hausmann gegen die Grünen.

Frank Bandel, umweltpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, reagiert mit einer „Mischung aus Erheiterung und Entsetzen, dass diese Pläne immer noch nicht ad acta gelegt worden sind.“ Man könne nicht ständig nur verbieten, kritisiert er die Grünen.

„Wir müssen dafür sorgen, dass der Verkehr auf der Mülheimer Straße besser fließt.“ Ein Lösungsvorschlag, so Bandel, sei eine Modernisierung der städtischen Verkehrsrechner, die die Ampelschaltungen regeln.