Oberhausen. Polizisten in Oberhausen leben gefährlich: 2013 hat es einen deutlichen Anstieg an Fällen von Widerstand gegen Beamte gegeben. Für 80 Prozent gehören Gewalterfahrungen zum Berufsalltag. Schutzwesten gehören schon jetzt zur Alltagsuniform der Streifenwagen-Teams.
Sie werden beleidigt, bespuckt, geschlagen und – wie in der Silvesternacht in Essen – mit Böllern beschossen: Für 80 Prozent aller Polizeibeamten und zunehmend mehr Rettungskräfte gehören Gewalterfahrungen zum Berufsalltag. Tendenz steigend. Feuerwehr und Polizei in Oberhausen reagieren darauf jetzt mit einem gemeinsamen Deeskalationstraining.
Die offizielle Polizeistatistik für 2013 liegt zwar erst im März vor. Doch die Entwicklung ist absehbar. 86 Anzeigen wegen Widerstandes gegen Polizeibeamte und damit handfester Tätlichkeiten registrierte die Oberhausener Behörde im Jahr 2011. Nach 70 Anzeigen und einem leichten Rückgang im Folgejahr, habe es 2013 wieder einen deutlichen Anstieg gegeben, der über die Zahlen von 2011 hinaus gehe, gibt Polizeisprecher Andreas Wilming-Weber an.
2013: Trauriger Rekord
Gleiches gelte für Anfeindungen wie Bespucken und Beschimpfen. 100 solcher Straftaten mussten die Ordnungshüter 2011 über sich ergehen lassen, 91 waren es im Jahr 2012. „Für 2013 verzeichnen wir einen traurigen Rekord, der ebenfalls über den Zahlen von 2011 liegt“, hält Wilming-Weber fest. Besonders betroffen von Gewaltausbrüchen: die Kollegen aus dem Wachdienst. Schutzwesten gehörten deshalb längst für jede Streifenwagenbesatzung zur Uniform.
Trainingseinheiten mit der Polizei
Alkohol und Drogen seien meist die Auslöser für Attacken, stellten Polizei und Feuerwehr fest. Um besser gewappnet zu sein, hat es bereits 2012 und 2013 zehn Deeskalationstrainingseinheiten von der Polizei für die Feuerwehr gegeben.
Sprachführung und grundlegende Abwehrtechniken werden in den Kursen vermittelt. Dieses Training soll in der Ausbildung fest verankert werden.
Ein qualifiziertes Deeskalationstraining soll die Beamten gegen gefährliche Attacken wappnen. Ein Training, an dem sich nun erstmals auch die Feuerwehr beteiligt. Aufgeschreckt sind die Rettungskräfte nicht erst, seitdem die Essener Feuerwehrleute während eines Brandeinsatzes in der Silvesternacht gezielt mit Böllern beschossen worden waren. Ein Feuerwehrmann war dabei von einer Rakete mitten ins Gesicht getroffen worden. Folge: Nasenbeinbruch und Knalltrauma.
Nein, auch in Oberhausen musste die Wehr schon einiges einstecken. Zu zwei Gewaltausbrüchen gegen die Rettungskräfte war es bereits im Jahr 2012 gekommen, zu zwei weiteren im vergangenen Jahr. Beleidigungen während ihrer Einsätze erleben Rettungssanitäter und Feuerwehrleute immer wieder.
Plötzlich zugeschlagen
Ein Fall, den Feuerwehrchef Wolfgang Tingler gut im Gedächtnis hat: Im Oktober 2013 werden Polizei und Rettungskräfte zu einer Diskothek gerufen. Dabei wird ein 27-jähriger Rettungssanitäter unvermittelt von einem angetrunkenen 19-jährigen Randalierer ins Gesicht geschlagen. „Er erlitt eine Kieferprellung und war erst mal dienstunfähig.“