Essener Süden/Frohnhausen. Zwar ist die Anzahl sogenannter „Rohheits-Delikte“, etwa Körperverletzung und Bedrohung, 2013 in Essen weitgehend gleich geblieben. Dafür häufen sich die grundlosen Angriffe und die Intensität der Gewalt. Drei Fälle aus der Stadt zeigen, dass manche Täter offenbar nur aus reiner Gewaltlust zuschlagen.
Der Neujahrswunsch, den Benjamin Dukat (22) für die Stadt Essen im Rahmen unseres Leser-Stammtisches formulierte, lässt aufhorchen: „Ich würde mich abends auf dem Nachhauseweg an einigen Orten der Stadt gerne wieder sicherer fühlen“, sagt der junge Mann, der in Frohnhausen lebt.
Subjektiv habe das Sicherheitsgefühl nachgelassen, nicht erst seit dem vergangenen Jahr: „Ich erinnere mich an einen Vorfall nahe des Stadtwaldplatzes, vor gut zwei Jahren. Ich war nachts mit Freunden unterwegs, wir kamen von einer Party. Plötzlich tauchte eine Gruppe Jugendlicher auf, kam direkt auf uns zu und suchte sofort Streit. Ich versuchte zu schlichten, erklärte ihnen, dass wir nur einen schönen Abend haben wollen und nicht auf Stress aus sind. Daraufhin wurde ich brutal auf den Boden geschubst und weiter angepöbelt. Offenbar zeigte ich aber so wenig Gegenwehr, dass sie das Interesse verloren und von mir abließen“, sagt Benjamin Dukat, der mit seiner Größe von 1,98 Meter alles andere als ein „leichtes Opfer“ ist. Das „mulmige Gefühl“ habe zugenommen, das bestätigten auch seine Freunde, von denen einem jüngst das Handy in Rüttenscheid geraubt wurde.
Gastronom auf dem Nachhauseweg zusammengeschlagen
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Von einem gesunkenen Sicherheitsgefühl berichtet auch ein Rüttenscheider Wirt, der anonym bleiben möchte. Im November wurde der 38-Jährige Opfer eines grundlosen Angriffs. Er sei gemeinsam mit seinem besten Kumpel und seiner Freundin nach einer Party im Goethebunker zwischen 4 und 5 Uhr auf dem Heimweg gewesen. „An der Ecke Krawehl-/Alfredstraße haben wir grölende Jugendliche gehört. Wenig später lagen mein bester Kumpel und ich bewusstlos am Boden. Das ging alles so schnell“, berichtet der Gastronom.
Am Ende wird die Polizei zu Protokoll nehmen, dass die beiden Männer noch getreten wurden, als sie bereits am Boden lagen. Dass seinem besten Freund eine Glasflasche ins Gesicht geschlagen wurde und er dadurch mehrere Schnittwunden erlitt. „Ich selbst hatte fünf Brüche über dem rechten Auge und mehrere Prellungen, litt bis Ende letzten Jahres unter Schwindel in Folge der Verletzungen“, berichtet der 38-Jährige. Er habe sich seit dem zwar nicht verkrochen, sei aber aufmerksamer geworden, wenn er nach Hause geht. „Ich versuche, die Sache abzuhaken“, sagt er. Gefasst wurden die Angreifer nie, das Verfahren ist eingestellt.
Mann mit Schlagstock krankenhausreif geprügelt
Grundlos niedergeschlagen – so schrieb es die Polizei auch in ihrem Pressebericht am 22. Dezember: Mit einem Schlagstock hatte ein Trio auf einen 44-Jährigen eingeprügelt, der mit einem Freund nachts an der Wittekindstraße unterwegs war. Der Mann erlitt schwere Kopfverletzungen. Ebenso wie im Fall des Wirtes raubten die Täter ihr Opfer nicht aus, sondern schlugen offenbar aus reiner Gewaltlust zu.
„Die Wahrscheinlichkeit, in der Stadt angegriffen zu werden, ist nicht größer als vor zwei, drei Jahren. Die Zahlen der sogenannten Rohheitsdelikte, die Straftaten wie Körperverletzung, Raub und Bedrohung einschließen, sind 2013 weder nennenswert gesunken noch gestiegen. Gleichwohl registrieren wir anhand von Zeugenvernehmungen, dass die Intensität der Gewalt definitiv zugenommen hat“, sagte Polizeisprecher Lars Lindemann auf Anfrage.