Oberhausen. . Am Mittwochabend feiert eine ungewöhnliche Musikreihe im Resonanzwerk in Oberhausen Premiere. Bis zu 400 Sänger erheben beim „Rudelsingen“ gemeinsam die Stimme. Und lernen dabei das Stöhnen.

Wenn David Rauterberg spricht, setzt er bewusst Pausen zwischen seine Sätze. Alles wirkt wie aus einem Gesangsbuch vorgetragen. Strophe für Strophe. Satz für Satz. Wenn er vom Rudelsingen erzählt, das heute auch im Resonanzwerk an der Essener Straße ab 19.30 Uhr stimmgewaltig Interessenten anlocken soll, kann man den Münsteraner kaum bremsen.

Rauterbergs Stimme hat schon viel mitgemacht: In 25 Städten in Nordrhein-Westfalen bringt er Menschen zusammen, die seine Leidenschaft teilen. „Nur unter der Dusche ganz alleine zu singen, ist auf Dauer nicht sonderlich spannend“, sagt er. „In der Gemeinschaft macht es deutlich mehr Spaß.“ Also mietet er kleinere bis mittelgroße Hallen an, um Hobbysänger nicht im stillen Kämmerlein zu belassen.

Die Gemeinschaft macht Mut

„Ich kenne viele ehemalige Sänger, die sich nicht mehr trauen“, meint Rauterberg. „Weil viel Zeit vergangen ist, ihnen jetzt einfach der Mut fehlt.“ Dieser soll in der Gemeinschaft zurückkehren. 200, 300 oder 400 Menschen treffen sich im Schnitt beim Rudelsingen in den unterschiedlichen Städten. Auch im Resonanzwerk (ehemals Schilda-Halle) ist genug Platz.

Die Veranstaltung ist kein Treffen unter Ehrenamtlern. Sie ist kommerziell: Acht Euro kostet der Eintritt, ermäßigt sechs Euro. Dafür ist man nicht allein. Auf einer Leinwand laufen die Liedtexte mit. Wie beim Karaoke? „Nein“, sagt David Rauterberg. „Weil wir das Tempo bestimmen und nicht die Maschine.“ Wir bedeutet in diesem Fall Rauterberg selbst und ein Pianist. Als Vorsänger, Moderatoren, kleine Begleitband. Wie man es sieht, oder besser: hört.

Gemischte Liederauswahl

Mit einer Fernsteuerung können die Gastgeber die Geschwindigkeit der Texte steuern. Sie wollen zwischendurch erklären und Tipps geben. Alte Schätzchen von Heinz Rühmann und Zarah Leander, über Immergrünes von Abba und den Beatles bis hin zu aktuellen Hits von Tim Bendzko und Peter Fox werden angestimmt. Die Auswahl ist breit – Wünsche sind grundsätzlich möglich. Alle Altersgruppen können kommen. Meistens sind Besucher „Ü40“.

Mit der Reihe zielt der Veranstalter auf den Zeitgeist. „Viele haben zu viel zu tun, um sich regelmäßig mit der Musik in einem Verein zu befassen. Bei uns gibt es ausgewählte Termine.“ Bei David Rauterberg selbst fing die Begeisterung klassisch an. Studium. Gesangsausbildung. Gospelchor. Einige Kniffe gibt er gerne weiter. „Wir lernen gemeinsam das Stöhnen, das ist gut für die Stimme.“