Oberhausen. . Seit Freitag ziehen wieder Sternsinger duch die Straßen der Stadt. Die Kinder sammeln diesmal für Altersgenossen in Malawi.
Die Emanzipation hat die Katholische Kirche ja doch erreicht. Die Heiligen Drei Könige, die am Freitagmorgen zum Pfarrhaus St. Marien ziehen, sind ausnahmslos junge Damen. Ja, sogar der Stern von Bethlehem, dem sie folgen ist weiblich. Mayra (8), Angela (8), Magdalena (8) und Jessica (9) gehören zu den rund 30 Sternsingern der Gemeinde St. Marien, die nach einem Aussendungsgottesdienst in der Marienkirche ihren Spendenzug starten. Die vier Kinder werden von Simon Jehn (16), Clara Lübbert (15) sowie Angelas Mutter begleitet. Gerade noch hat Pfarrer Thomas Eisenmenger die Kinder in der Kirche auf ihre gute Tat vorbereitet. Da wartet er kurz darauf schon im Pfarrhaus auf die vier jungen Gäste. Das Quartett und alle Sternsinger wollen „Segen bringen – Segen sein“. Die Oberhausener Kinder sammeln für den Ausbau einer Schule in einem Flüchtlingslager in Malawi.
Jessica muss klettern
Und gleich an ihrer ersten Stelle lohnt sich die Aktion. Aber zunächst mal stehen sie ratlos vor der Tür des Pfarrhauses. „Wo soll ich hier schellen?“ „Bei Eisenmenger“, antwortet Simon Jehn. Die Tür öffnet sich. „Jetzt will ich aber auch was hören“, sagt der Pfarrer. „Wir singen ‘Stern über Bethlehem’“, gibt Simon Jehn den Ton an. Die total aufgeregten Kinder – für alle ist es ihre erste Sternsingeraktion – vergessen schon mal den Text. Dann müssen sie auch noch etwas vorlesen. Und nicht nur das. Im Pfarrhaus klettert Jessica auf einen Stuhl, um oben an einem Türrahmen mit Kreide den Segensspruch für das Haus zu schreiben. Eisenmenger diktiert geduldig.
Dann kommt die Hauptsache. Die Spendenbüchse wird zum ersten Mal gefüttert. „Wie viel sind zehn plus 50“, fragt eine junge Dame später. „60“, erklärt eines der anderen Mädchen. Aha, so viel hat der Pfarrer also gespendet. „Und noch Kleingeld“, freuen sich die Kinder.
Die Heiligen drei Könige, Caspar, Melchior und Balthasar, ziehen weiter hinter ihrem Stern her. Und so landen die heiligen Männer, Pardon Damen, in der Fördereinrichtung „Regenbogenland“.
Die großen und kleinen Menschen haben die drei Boten samt Stern wohl schon erwartet. Sie stehen im Foyer vor einem Adventskranz mit dicken roten Kerzen. Ein kleines Mädchen sagt freundlich: „Hallo Stern.“ Ein König, Pardon eine Königin mault, als erneut der „Stern über Bethlehem“ angestimmt werden soll: „Warum müssen wir das die ganze Zeit singen?“ Egal warum, sie müssen. Zumindest, was den Refrain angeht, sind die jungen Sänger bei diesem Lied auch sehr textsicher. Und später, beim zweiten Segensspruch mit Kreide passiert es. „Ich will ja nichts sagen, aber ihr habt euch verschrieben“, merkt Simon Jehn kurz an. Na ja, auch das König sein, Pardon, Königin sein will gelernt sein.
Fleißige Sammler
Die Sternsinger sind sehr fleißig. Die Jungen und Mädchen aus der Gemeinde St. Marien etwa ziehen vom 3. Januar bis zum Montag, 6. Januar, einschließlich durch die Straßen. Manche der Sternsinger im Alter von sieben bis zwölf Jahren sind sogar vormittags und noch nachmittags bis 17.30 Uhr unterwegs. „Wir haben ein großes Gemeindegebiet“, erklärt Gemeindereferent Thomas Liedtke den Einsatz der jungen Heiligen Drei Könige.
Hauptsächlich Jugendliche aus der Gemeinde und Mütter begleiten die Kinder auf ihrem Spendenzug, bei dem es für die Kinder auch immer ganz viele Süßigkeiten gibt, wie Thomas Liedtke erzählt.
Die Kinder wirken vor ihrem ersten Einsatz in diesem Jahr doch ziemlich aufgeregt, besonders die, die zum ersten Mal dabei sind. Einer der Neulinge ist Benni (8). Der kleine Balthasar sagt jedoch gelassen: „Ich bin gar nicht aufgeregt.“ Und dann erklärt er sehr enthusiastisch: „Morgen bin ich auf jeden Fall wieder dabei, weil wir dann bei uns zu Hause vorbeigehen.“ Und darauf, dort zu singen, freue er sich.
Das Motto der diesjährigen Sternsinger-Aktion lautet „Segen bringen, Segen sein. Hoffnung für Flüchtlingskinder in Malawi und weltweit“. 2013 nahmen die Sternsinger bundesweit 43,7 Millionen Euro ein und erzielten das zweithöchste Ergebnis ihrer Geschichte.