Oberhausen. Sozialexperten der Stadt fordern eine Umkehr in der bundesweiten Arbeitsmarktpolitik. Man müsse sich ehrlich machen und sich eingestehen: Viele Langzeitarbeitslose seien nicht mehr ausreichend für Privatunternehmen zu qualifizieren. Der Ausweg: Staatlich subventionierte Arbeitsplätze

Die trotz der vergangenen guten Wirtschaftsjahre in Deutschland anhaltend hohe Langzeitarbeitslosigkeit in Oberhausen besorgt nicht nur die Stadtspitze und die Arbeitsagentur-Chefin Christiane Fern, sondern auch die Praktiker der lokalen sozialen Szene.

Jochen Kamps, Geschäftsführer der Arbeiterwohlfahrt und des Qualifikationszentrums ZAQ, fordert alle Verantwortlichen dazu auf, mit Illusionen der Arbeitsmarktpolitik aufzuräumen und entschlossen die Hauptprobleme der Langzeitarbeitslosigkeit anzugehen.

57,3 Millionen Euro im Jahr

„Wir müssen das Arbeitslosigkeit-Problem in den Griff bekommen, sonst haben wir keine Chance, den städtischen Haushalt zu konsolidieren. Denn die sozialen Lasten sind extrem hoch“, sagte Kamps der WAZ. Man müsse ehrlich sein und sich eingestehen: „Da gibt es viele Langzeitarbeitslose, die kann man einfach mit noch so viel Geld nicht für die hohen Anforderungen der heutigen Arbeitswelt in der Privatindustrie qualifizieren.“ Deshalb benötige man dringend einen dritten staatlich geförderten, also dauerhaft subventionierten Arbeitsmarkt.

2013 stieg die Zahl der Oberhausener Langzeitarbeitslosen um 5,4 Prozent auf 11.000. Für alle Hartz-IV-Empfänger zahlt die Stadt Oberhausen für deren Wohnung 57,3 Millionen Euro im Jahr.

Die Arbeit muss sinnvoll sein

In einem von Kamps in Oberhausen initiierten Aufruf fordert die Freie Wohlfahrtspflege vom Bund 400.000 staatlich geförderte sozialversicherungspflichtigen Jobs.

„Die Arbeit muss aber sinnvoll sein: Die jetzigen Beschränkungen müssen fallen, dass die Tätigkeiten zusätzlich und wettbewerbsneutral sein müssen, also ohne Konkurrenz für Private“, meint Kamps. Sonst seien die Arbeiten nicht praxisnah – und es käme zu Auswüchsen, wie etwa Übungssupermärkten mit Plastikgurken und Spielgeld. Bei sinnvollen Arbeiten sei die Mehrheit der Dauerarbeitslosen mit eingeschränkter Leistungsfähigkeit froh, wieder gebraucht zu werden. „Die meisten sind da sehr motiviert“, gibt Kamps an.