Oberhausen. . Während woanders die Anzahl der Leistungsbezieher sinkt, steigt sie in Oberhausen weiter an. Schuld sei Finanzlage der Stadt. Ruf nach mehr Motivation der Leistungsbezieher.

Jobcenter Charlottenburg-Wilmersdorf: 3,2 Prozent weniger Langzeitbezieher von Leistungen. Jobcenter Mülheim: plus 0,7 Prozent. Jobcenter Oberhausen: 2,3 Prozent mehr Bezieher. Offizielle Kennzahlen des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales, die der Vermutung Auftrieb geben, andere Jobcenter arbeiteten besser. Doch ist dieser Schluss zulässig? Jobcenter und Arbeitsagentur betonen, dem sei nicht so. Die erfassten Kennzahlen dürften nicht wie eine Bundesligatabelle gelesen werden: oben die Champions-League-Aspiranten, unten die Absteiger.

„In Berliner Jobcentern gab es für eine Job-Offensive eine Personalaufstockung. Das hat natürlich Auswirkungen auf die Jahresstatistik “, sagt Ulrich Greger, beim hiesigen Jobcenter verantwortlicher Controller. Und was Mülheim betrifft, so habe die Nachbarstadt eine ganz andere Bevölkerungsstruktur. Und er nennt ein anderes Beispiel dafür, dass man sich statistisch erfasste Daten genau ansehen müsse. „Die Quote der Eintritte in öffentlich geförderte Beschäftigung, das ist der sogenannte dritte Arbeitsmarkt.“ Mülheim ist da doppelt so erfolgreich wie Oberhausen. „Um solche Jobs anbieten zu können, muss eine Stadt einen Eigenanteil von 25 Prozent leisten.“ Aufgrund der Finanzlage könne Oberhausen das nicht.

Hohe Fluktuation beim Personal

Ist das Datensammeln überflüssig? „Nein“, sagt Jobcenter-Geschäftsführerin Annette Gleibs, „Sie sind gut, auch um Verbesserungsmöglichkeiten zu finden.“ Schwächen sieht sie etwa in der bis vor kurzem noch sehr hohen Fluktuation des Jobcenter-Personals. Bis zu 47 Prozent hatten befristete Verträge, mittlerweile sind es nur noch 12 Prozent. Allerdings: Einstellungen kann das Jobcenter nicht selbst vornehmen.

In Angriff nehmen will Gleibs den Bereich der Langzeitbezieher von Leistungen. „Hier waren wir mal sehr gut, sind es aber nicht mehr“. Eine Maßnahme sieht Christiane Fern, Chefin der Arbeitsagentur, die Mitgesellschafterin des Jobcenters ist, in der Steigerung der Qualifizierung von Arbeitslosen. „Wir wollen auch die Arbeitgeber motivieren, mehr Stellen für ältere Arbeitslose anzubieten.“ Schwierig, auch weil 67 Prozent derer, die als erwerbsfähig gelten, keine abgeschlossene Berufsausbildung haben.

Einführung eines Mindestlohns notwenig

Gleibs und Fern erhoffen sich positive Auswirkungen von der im Mai gestarteten Joboffensive. Um weitere Erfolge erzielen zu können, seien aber auch Dinge erforderlich, die nicht in der Hand des Jobcenter liegen: die Einführung eines Mindestlohns, eine Hundertprozentförderung des dritten Arbeitsmarktes durch den Bund, eine größere Ausbildungsbereitschaft der Wirtschaft und eine gesteigerte Motivation der Leistungsbezieher, die Angebote des Centers auch zu nutzen.

370 Mitarbeiter hat das Jobcenter, betreut werden rund 19.900 erwerbsfähige Leistungsbezieher, von denen 10.900 als arbeitsuchend gelten. Die Eingliederungsquote der Langzeitbezieher beträgt rund 13 Prozent. 990 der 3850 erwerbsfähigen Leistungsberechtigten unter 25 Jahre gelten als arbeitslos.

Der Jobcenter-Vergleich steht im Internet: www.sgb2.info.