Oberhausen. Ein möglicher Fund von Giftstoffen neben dem alten “Haus der Jugend“ auf dem John-Lennon-Platz besorgt die Stadt. Denn zu den Schadstoffen zählt nämlich auch das hochgiftige Cadmium. Falls die Schadstoffe entsorgt werden müssen, würde das hohe Kosten verursachen und mögliche Investoren abschrecken.

Liegen nun doch gefährliche Schadstoffe im Boden des John-Lennon-Platzes im Marienviertel direkt neben dem alten „Haus der Jugend“? Und werden sie auf Jahre eine Jugendarbeit im Marienviertel auf Eis legen?

Eine neue zweite Analyse weist erhöhte Werte bei den Schadstoffen Zink, Blei, Aluminium sowie besonders beim hochgiftigen Cadmium nach. Albert Karschti, Mitglied der Bezirksvertretung und des Bürgervereins „Wir sind Oberhausen“ (WSO), ließ eigene Proben vom Umwelt-Analyse-Zentrum untersuchen. Karschti sieht im Ergebnis Grenzwerte in bedenklicher Weise überschritten und fordert nun von der Stadt eine intensivere Untersuchung der Fläche.

Doch wie hängt dies mit der Jugendarbeit im Viertel zusammen? Nach den Plänen der Stadt soll das Gelände im Marienviertel an einen Investor vermarktet und bebaut werden. Der zukünftige Investor soll ebenfalls dazu verpflichtet werden, dort auch Grünflächen sowie Spiel- und Freizeitbereiche anzulegen, auf denen die Stadt Angebote für Kinder und Jugendliche machen kann. Damit soll Ersatz geschaffen werden fürs „Haus der Jugend“, das derzeit abgerissen wird.

Technische Sicherheitsmaßnahmen

Die neuen vom Umwelt-Analyse-Zentrum ermittelten Anteile von Zink, Blei und vor allem Cadmium im Boden erreichen gemäß der Länderarbeitsgemeinschaft Abfall (LAGA) die Kategorie Z2 und erfordern den eingeschränkten Einbau mit definierten technischen Sicherheitsmaßnahmen.

Zwar gibt es bislang noch keinen Interessenten für das Gelände. Stimmen jedoch die angegebenen Mengen im Boden, würde die notwendige Entsorgung zu Mehrkosten führen, die nach Befürchtung von Albert Karschti Investoren abschrecken könnten. Schlimmer noch: Die Fläche könnte derart unattraktiv werden, dass sie auf Jahre brach liegt. Das Viertel müsste so lange auf den versprochenen Ersatz für Jugendarbeit verzichten.

Kommunalaufsicht verlangt Stellungnahme

Die Bezirksregierung ist inzwischen über die neue Analyse informiert und fordert nun eine Stellungnahme von der Stadt. Bis Anfang Januar 2014 muss sich die Verwaltung dazu äußern.

Albert Karschti hält die bisherigen Maßnahmen der Stadt für nicht für ausreichend. Er befürchtet, dass durch Erdbewegungen in den letzten Jahrzehnten Schadstoffe tiefer gewandert sind. Dies habe man bisher nicht gemessen.

Nur eine Analyse in der Fläche und Tiefe bringe Aufschluss darüber, wie stark der Boden belastet sei, meint Karschti.

Die Einschätzung des Bürgervereins teilt Oberhausens Umweltdezernentin Sabine Lauxen (Grüne) nicht. Sie sieht weder für den Boden noch fürs Grundwasser bedenkliche Mengen erreicht: „Alle Werte werden eingehalten“, bekräftigt sie auch angesichts der zweiten Analyse. „Nur die Cadmium-Werte sind dort deutlich höher als in unserem ersten Gutachten. Das könnte an der bestimmten Probe liegen.“

Die Stadt wolle dennoch bei einer Baugenehmigung vertraglich vereinbaren, dass der Boden gerade auf Spielflächen und Gärten tief durch Mutterboden ersetzt werden müsse. Einen Investor werde das nicht abschrecken, denn der wisse um den belasteten Boden im Ruhrgebiet. Ein weiteres Gutachten sei Lauxen zufolge nicht notwendig.