Bochum. Frauen in Nordrhein-Westfalen erhalten durchschnittlich halb so viel Rente wie Männer. Bekamen Frauen 2011 im Mittel 491 Euro, waren es bei den Männern 975 Euro. Dieser „Spiegel des Arbeitslebens“ ist nur eine von vielen Ungleichheiten zwischen Frau und Mann auf dem Arbeitsmarkt. Wo es überall hakt, wurde am Samstag bei der DGB-Bezirksfrauenkonferenz NRW im Jahrhunderthaus diskutiert.

80 weibliche Delegierte der acht Gewerkschaften von Verdi bis IG Metall sowie eine Reihe weiterer Gäste folgten den Worten der stellvertretenden DGB-Vorsitzenden Elke Hannack. In unverblümten Worten wies sie auf große Defizite in der Gleichberechtigung von Frauen und Männern im Erwerbsleben hin.

Falsche Anreize der schwarz-gelben Bundesregierung stärkten das Rollenbild des männlichen Familienernährers, so Hannack. „Ehegattensplitting fördert Ehen mit ungleich verteilten Einkommen“, sagte sie und plädierte für die Steuerkombination: 4/4. Das ab 1. August wirksame Betreuungsgeld von vorerst 100 Euro, auch Herdprämie genannt, ließ viele der Gewerkschaftlerinnen nur mit den Köpfen schütteln. „Es gehört auf den Müllhaufen der Geschichte“, formulierte Elke Hannack.

Minijobs machen Probleme

Ein großes Problem stelle der hohe Anteil von Frauen in Minijobs dar. Zwei Drittel der sieben Millionen Minijobber in Deutschland seien weiblich. „Dieses Modell blockiert die Erwerbstätigkeit von Frauen, die auch im Alter auskömmlich ist“, sagte die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Bochum, Regina Czajka. Hannacks Vortrag wurde zunehmend energischer.

„Getoppt werden die Benachteiligungen von Frauen von der Tatsache, dass Arbeitnehmerinnen in manchen Berufen bei gleicher Tätigkeit weniger verdienen, als ihre männlichen Kollegen. Wir werden nicht müde, auf diesen Skandal hinzuweisen!“, stellte sie klar. Einer der Gründe für die ungleiche Bezahlung sei, dass Frauen häufiger in Unternehmen ohne Tarifbindung arbeiteten, erläuterte sie.

Eigenständige Existenzsicherung

„Unser Hauptthema ist aktuell die eigenständige Existenzsicherung,“ sagte Carmen Tietjen, DGB-Bezirksfrauensekretärin. Eine verbindlichen Frauenquote forderte Barbara Steffens (Grünen), NRW-Ministerin für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter. „Wir brauchen eine kritische Masse“, sagte sie.

Auch sie ließ keinen Zweifel daran, dass die Eingrenzung des Minijobsektors zu den zwingenden Aufgaben der nächsten Bundesregierung gehören müsse. Frauenpolitische Aufgaben könnten dabei nur gemeinsam mit Hilfe der Männer bewältigt werden. Doch Männer hätten dabei oft Angst, etwas zu verlieren.