Bochum. Die Landesregierung will eine Frauenquote an Hochschulen. Dafür bedarf es aber mehr als nur eine von der Politik festgesetzte Zahl, sagt eine Professorin der RUB. Sie fordert mehr Frauen als Vorbilder, Förderprogramme und Kinderbetreuung.
Der Rektor der Ruhr-Universität, Elmar Weiler, hat kürzlich für seine wohl anstehende dritte Amtszeit ein Versprechen abgegeben: Er will die wissenschaftlichen Karrieren von Frauen voranbringen, die ihre Promotion abgeschlossen haben und mithin den Titel Doktorin tragen. Damit sollen die Karrieren nicht auf dem Höhepunkt angekommen sein.
Der Doktortitel soll vielmehr Durchgangsstation sein, ein Zwischenschritt auf dem Weg zu höheren Karrierestufen und in höhere Besoldungsgruppen. Das werde ein Schwerpunkt von Weilers Arbeit werden, wenn er im Dezember erneut und bis 2017 wiedergewählt wird, kündigt RUB-Sprecher Jens Wylkop an.
Nur jeder fünfte Lehrstuhl von einer Frau besetzt
Unter den 38.675 Studierenden der RUB im Wintersemester 2011/12 waren Männer und Frauen weitgehend gleich verteilt. Auch noch auf dem Weg zur Promotion und unter den Juniorprofessuren. „Dann nimmt es rapide ab“, sagt Wylkop. Nur gut jeder fünfte Lehrstuhl ist von einer Frau besetzt.
Die rot-grüne Landesregierung hat nun den Entwurf für das sogenannte „Landeszukunftsgesetz“ verabschiedet. Dieser sieht eine Frauenquote von 40 Prozent in Hochschul-Führungsgremien vor.
Auf einem der Lehrstühle an der RUB sitzt Martina Havenith, Professorin für Physikalische Chemie. Sie ist 50 Jahre alt und beschäftigt sich mit dem Verhalten von Wassermolekülen, wenn man dem Wasser etwa Proteine zusetzt. Sie erzählt, dass Fische in der Antarktis ein Protein entwickelt haben, damit ihr Blut nicht gefriert. Das wäre „ziemlich ungesund“. Die Fische haben ein „Anti-Gefrierschutzmittel, das 1000-fach besser ist, als das, was wir für unsere Autos benutzen“, sagt Havenith. Sie hat ein Modell entwickelt, mit dem sie beobachten kann, wie sich Wasser verhält, wenn ihm Proteine zugesetzt werden. Wer versteht, welche Proteine in welcher Konzentration die Wassermoleküle beeinflussen, kann zum Beispiel bessere Gefrierschutzmittel entwickeln.
Förderprogramme für Frauen
Für ihre Arbeit wurde Havenith das Exzellenz-Cluster „Resolv“ bewilligt – heißt: 44 Millionen Euro für den Bau eines Forschungszentrums in Bochum und 28 Millionen Euro für die Forschung.
Als sie vor 15 Jahren nach Bochum kam, hatte sie bereits zwei kleine Kinder. Damals gab es keine Möglichkeit, die Kinder an der RUB betreuen zu lassen. Heute gibt es eine – allerdings stets überbuchte – Kita. Solche Maßnahmen seien entscheidend, um Karrieren von Frauen zu fördern, sagt Havenith.
Quoten für Gremien würden nur die Frauen, die da sind, in der Gremienarbeit binden: „Dann kann man nicht mehr wissenschaftlich arbeiten.“ Und Frauen bräuchten Vorbilder, sagt sie, damit sie erkennen, dass frau die Karriere auch mit zwei Kindern vorantreiben kann. Havenith empfiehlt Förderprogramme, um Stellen für Professorinnen zu schaffen – die Hochschulen müssten sich dann um die besten Nachwuchsfrauen bemühen.