Oberhausen. . Nach längerer Abwesenheit hat die Jüdische Gemeinde Duisburg/Mülheim/Oberhausen wieder ein Standbein in der Stadt: Integrationsagentur hilft Migranten.

Nach längerer Abwesenheit hat die Jüdische Gemeinde Duisburg/Mülheim/Oberhausen wieder ein festes Standbein in dieser Stadt: Kürzlich hat sie Räumlichkeiten an der Düppelstraße bezogen – zur Sicherheit im 3. Stock, damit niemand durchs Fenster einsteigen kann. Um den Schutz aller Besucher zu gewährleisten, wird der genaue Standort zudem nur auf Nachfrage bekannt gegeben. „Wir möchten uns natürlich nicht verbergen, müssen aber durchaus vorsichtig sein“, sagt Leiterin Julia Rappoport.

Nicht jeder sei den Mitgliedern der jüdischen Gemeinde wohlgesonnen. Zuletzt hatte die Gemeinde Büroräume an der Havensteinstraße angemietet. Nach Aufgabe dieser Räumlichkeiten vor rund einem Jahr gab es aus Mitgliedskreisen vermehrt Wünsche nach einer neuen Anlaufstelle. Um Migranten bei der Eingewöhnung zu unterstützen, hat die Jüdische Gemeinde nun eine Integrationsagentur eröffnet, die mit Landesmitteln gefördert wird.

Allen Menschen helfen

Die Jüdische Gemeinde Duisburg/Mülheim/Oberhausen hat rund 2700 Mitglieder, rund 350 davon leben in Oberhausen. Viele der Mitglieder sind russische Juden aus der ehemaligen Sowjetunion, die in den vergangenen 20 Jahren nach Deutschland gekommen sind. „Das Thema Integration wird uns in den kommenden Jahren weiter begleiten“, erklärt Michael Rubinstein, Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinde. Zwar änderten sich die Herkunftsorte, die Schwierigkeiten für Zuwanderer aber blieben die gleichen.

„Es ist für Menschen sehr wichtig, dass sie sich angenommen und willkommen fühlen“, sagt Julia Rappoport. Ziel ihres Teams sei es, die Integration von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte zu fördern. Darunter auch jene, die bereits länger in Oberhausen leben – aber noch immer nicht ganz angekommen sind. „Wir kümmern uns nicht nur um Migranten jüdischen Glaubens“, betont Rappoport. „Für uns ist es nicht wichtig, woher ein Mensch kommt und welcher Religion er angehört. Hauptsache, wir können ihm helfen.“

„Der Weg zur vollständigen Integration ist oft sehr lang und schwierig“, weiß Rappoport. Manch einer fühle sich bereits integriert, wenn er die Sprache grundlegend beherrsche, ein anderer erst, wenn er einen Arbeitsplatz hat. Die Angebote der Integrationsagentur sind entsprechend vielfältig: Vom Deutschkurs über eine Schul- und Ausbildungsberatung bis zur Selbsthilfegruppe für Migranten mit Behinderung. „Wir unterstützen Migranten auch beim Arztbesuch oder im Kontakt mit Ämtern, indem wir einen Dolmetscher zur Verfügung stellen.“

Vorurteile zwischen Religionen abbauen

Die Mitarbeiter und Ehrenamtlichen, von denen 95 Prozent eine Zuwanderungsgeschichte haben, beraten hauptsächlich in Deutsch und Russisch: „Wenn man jemanden verstehen möchte und verstanden werden will, dann wird die Sprache keine Barriere sein“, ist Rappoport aber überzeugt.

Gefördert vom Land NRW

Seit 2007 fördert das Land Nordrhein-Westfalen in Trägerschaft der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege Integrationsagenturen für die Belange von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte. Das Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales hat dabei in der Förderkonzeption vier Schwerpunkte festgelegt: Sozialraumorientierte Arbeit, Interkulturelle Öffnung, Bürgerschaftliches Engagement und Antidiskriminierungsarbeit.

Weitere Informationen zur Integrationsagentur in Oberhausen gibt es unter 635 97 999 und ­info@jgduisburg.de.

Ziele der Integrationsagentur seien unter anderem die interkulturelle Öffnung, sowie der Abbau von Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung. „Wir leisten viel Aufklärungsarbeit; auch in Bezug auf die deutsch-jüdische Geschichte.“ Auch würden Treffen mit Jugendlichen unterschiedlicher Religionen organisiert, damit Vorurteile abgebaut werden können – oder besser gar nicht erst entstehen. „Unser Ziel ist einfach, allen zu helfen, hier heimisch zu werden – ganz gleich, wo sie herkommen.“