Oberhausen. 114 Mitbürger traten allein im Oktober aus den beiden christlichen Kirchen aus. Der Skandal um den Limburger Bischof Tebartz-van Elst sorgt für viele Diskussionen.
Der Skandal um den Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst sorgt auch in Oberhausen für einen starken Anstieg der Kirchenaustritte. Wie das Amtsgericht auf Anfrage mitteilt, haben allein im Oktober 114 Oberhausener der Kirche den Rücken gekehrt.
Bis Ende Oktober diesen Jahres verzeichnete das Oberhausener Amtsgericht insgesamt 608 Austritte. Im gesamten Jahr 2012 waren es dagegen nur 546. Das hiesige Amtsgericht unterscheidet dabei nicht zwischen Austritten aus der evangelischen oder katholischen Kirche. Vergleichszahlen aus Duisburg legen jedoch nahe, dass die Austrittswelle fast ausschließlich die katholische Kirche betrifft.
Unverständnis über Prunk bei Limburger Bischofssitz
„Innerhalb der Gemeinde gab es immer wieder Gespräche darüber, wie es zu der Situation in Limburg kommen konnte“, berichtet Peter Fabritz, Stadtdechant der katholischen Kirche und Pfarrer der Großpfarrei Herz-Jesu. Viele Gläubige würden demnach mit Unverständnis auf die drastisch gestiegenen Baukosten von mindestens 31 Millionen Euro für den Limburger Bischofssitz reagieren.
„Natürlich habe ich mich im Zuge der Diskussion auch selbst hinterfragt, wie sehr ich mich mit weltlichen Dingen umgebe. Ich bin jedoch der Überzeugung -- und stehe damit scheinbar im Gegensatz zu Tebartz-van Elst – dass ein Priester keinen gesteigerten Wert auf Äußerlichkeiten legen sollte.“ Fabritz bekam selbst vermehrt zynische Bemerkungen zu hören. „Von vielen Seiten wurde die Geldverschwendung kritisiert.“ Ein Luxusdenken sei der katholischen Kirche unterstellt worden.
„Es gibt keine ideale Kirche“, räumt der Stadtdechant ein. „Überall, wo Menschen entscheiden, gibt es Fehler und auch Sünde.“ Fabritz will darum für eine transparentere Kirche eintreten. „Und auch die Kirchensteuer sehe ich als überdenkenswert an. Es kann nicht sein, dass die Mitgliedschaft zur katholischen Kirche an die Zahlung einer Steuer gebunden ist.“ Neue Wege der Finanzierung müssten gefunden werden.
In gewissen Maßen nachvollziehbar
Fabritz versucht zudem, die Gründe für den Kirchenaustritt zu erfahren. „In meiner Gemeinde Herz-Jesu ist es seit Jahren gang und gäbe, mit einem Brief bei Menschen nachzufragen, warum sie ausgetreten sind.“ In dem Brief gebe es zudem das Angebot für ein persönliches Gespräch. Bisher sei das jedoch von niemandem in Anspruch genommen worden. „Leider sprechen wir von einer Nulltendenz. Dabei wäre es wichtig zu erfahren, warum sich Mitbürger von der Kirche abwenden“, so der Geistliche.
„Jeder Mensch, der aus der katholischen Kirche austritt, tut uns weh“, sagt Thomas Gäng, Vorsitzender des Oberhausener Katholikenrates. Dass nun viele Oberhausener der Kirche im Zuge des Tebartz-van-Elst-Skandals den Rücken zukehren, hält Gäng in gewissen Maßen für nachvollziehbar. „Man darf jedoch nicht von einzelnen Fehlentwicklungen innerhalb der Kirche auf ihr gesamtes Wirken schließen.“
Gedanken über die Umsetzung der Lehren Jesu Christi
Schließlich bewirke die katholische Kirche viel Gutes. „Allein durch die Sternensingeraktionen kommen jährlich bundesweit 50 Millionen Euro für einen guten Zweck zusammen.“ Und auch in Oberhausen sei das Wirken von Einrichtungen wie der Kurbel oder der Caritas unschätzbar wichtig für die Allgemeinheit. „Das darf man nicht vergessen“, so Gäng.
Auch wenn der katholische Laie die Vorgänge in Limburg nicht direkt kommentieren will, so hat er doch eine klare Botschaft. „Jeder Katholik sollte sich Gedanken darüber machen, wie er die Lehren Jesu Christi persönlich umsetzt.“