Oberhausen.
In der Debatte um die katholische Amtskirche erreichte uns folgendes Schreiben einer Oberhausener Leserin, die aus Sorge vor Repressalien lieber anonym bleiben will:
„Ich bin selbst Katholikin, sogar noch kirchliche Angestellte. Ich kann als kirchliche Angestellte nicht aus der Kirche austreten, denke aber trotzdem schon eine Weile darüber nach, dies als Rentnerin in einigen Jahren zu tun.
Was mich dazu bewegt sind mehrere Punkte. Erstens, die in der kath. Kirche herrschende Diskriminierung von Frauen: Fürs Ehrenamt und für das „Gefühlige“ und „Sorgende“ sind sie gut - für das Amt aber nicht. Zweitens die Unbarmherzigkeit gegenüber ganzen Bevölkerungsgruppen: Wiederverheiratete, Geschiedene, Schwule und Lesben. Drittens die Engherzigkeit und Verklemmtheit in vielen Bereichen der Sexualität, der Reproduktionsmedizin und der Verhütung. Viertens der Zwang zum Zölibat, wenn jemand Priester werden möchte.
Kirche solle sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren
Fünftens die grundsätzliche Haltung vieler „Würdenträger“, um jeden Preis ihre Macht zu erhalten und ihre Pfründe zu sichern, gegen „Einmischung“ von außen - hier des Staates - und gegen die, die anderer Meinung sind. Sechstens der Hang der Kirche, Dienste und Einrichtungen anzubieten und zu unterhalten, die diese Kirche sich gar nicht mehr leisten kann – Altenheime, Krankenhäuser, Kitas. Dies alles nur, um Einfluss und Macht zu erhalten. Die Kirche sollte sich auf ihr Kerngeschäft der Seelsorge konzentrieren und sich als Big Player im Bereich der Sozialwirtschaft verabschieden.
Siebtens: In Deutschland gibt es keine Trennung von Kirche und Staat, am besten zu sehen im kirchlichen Arbeitsrecht: kein Tarifrecht, keine Geltung des AGG, Überwachung der privaten Lebensführung der Angestellten mit entsprechenden Arbeitsverträgen. Achtens: Viel zu hohe vom Staat bezahlte Gehälter von Bischöfen. Warum muss ein allein lebender Mann ein derartig hohes Gehalt bekommen?
Was mich hält: Die Menschen in der Gemeinde, in der ich lebe. Es würde mir sehr schwer fallen, diese Kontakte so nicht mehr zu haben. Dieser Punkt wiegt vieles von dem auf, was ich oben geschrieben habe. Der Name der Leserbriefschreiberin ist der Redaktion bekannt