Oberhausen. „Zähne putzen, Pipi machen, ab ins Bett.“ Mit diesem Gassenhauer möchte Olli Olé in die Hitparade. Sein Musikvideo dreht der Essener in einem Möbelhaus in Oberhausen. Der Mann, der hauptberuflich bei einer Krankenkasse arbeitet, hat hohe Ziele: er will so erfolgreich wie Mickie Krause werden.
Nein, nein. Der Blick des älteren Ehepaars lässt keinen Zweifel zu. „Das kann nicht sein! Da musst du dich vertun!“ Der Herr im knallgelben T-Shirt mit Popeye-Aufdruck. Der Typ mit der roten Baseball-Kappe samt aufmontierter Stierhörner. Dieser Mann mit bunten Bärchenturnschuhen kann unmöglich ein Verkäufer sein! Recht haben sie.
Denn derjenige, der sich in der Jugendzimmer-Abteilung der Möbelstadt Rück gerade in Position bringt, heißt Olli Olé und ist Gast. Der Party-Sänger dreht hier für einen Tag ein neues Musikvideo und zieht dafür ins Möbelhaus ein. Zwischen Mustersesseln, Sofagarnituren und Bücherregalen. Tenor: „Zähne putzen, Pipi machen, ab ins Bett!“
Olli Olé heißt eigentlich Oliver Ringleb. Seit vier Jahren tourt der Schlager-Barde in der Szene umher. Schützenfeste, Stadtteil-Partys und in der Vorsaison auch nach Mallorca. Stimmungsmusik ist sein Ding. Der 38-Jährige hat sich ganz den eingängigen Ohrwürmern verschrieben. Seine Platten heißen „Voll wie ne Eule“ oder „Mach ma lecker einen fertig“. Und nun eben sein neuer Gassenhauer. Warum wird im Schlager so viel aus Kinderliedern zusammengesungen? „Partyschlager müssen einfache und eingängige Texte haben“, sagt Olli Olé. „Sie müssen bei einem höheren Promille-Wert noch verständlich sein.“
Ohrwürmer fürs Internet
Soll heißen: Seine Musik ist der Soundtrack für Kegeltouren, Discoabende und Mallorca-Urlaube. „Immer, wenn gefeiert wird oder Leute gemeinsam Spaß haben.“
Doch so ein Schlagerhit, der sich verkauft und dafür sorgt, dass der Künstler für Veranstaltungen gebucht wird, will klug durchdacht sein. Darum zupft er sich beim Dreh im Schlad-Viertel auch regelmäßig die Hosenträger zurecht. Ein Drehbuch legt den Inhalt des Videos fest. Produzent Daniel Flügger ist für das Video aus Bremen gekommen. Normalerweise dreht er Imagefilme für die Industrie. „Das ist mal ganz was anderes“, sagt er. „Diese Lieder bleiben im Kopf hängen.“ Zähne putzen, Pipi machen, ab ins Bett? Wer möchte da widersprechen?
"Die Nummer zwei hinter Mickie Krause werden"
Also hüpft Olli Olé für die Kamera ins Jugendzimmer und lümmelt sich in einer Wohnzimmerkulisse herum. Das Lied läuft leise im Hintergrund. Schließlich spielt der Barde nicht nur. Er singt freilich auch. Dazu gibt es ein paar Damen als Statistinnen. Später soll der Clip vor allem im Internet auffallen. Hier gibt es Kanäle, die den traurigen Rest an Musiksendern im TV längst übertrumpft haben. Auch wenn Olli Olé noch am Karriereanfang steht, kosten solche Produktionen eine vierstellige Summe, die er selbst trägt. Musik, Texte, Management übernimmt er zum Großteil selbst. Sieben Jahre, so meint er, seien als Wegstrecke normal, um den Durchbruch zu schaffen. Die Halbzeit habe er nun erreicht.
Was sagt sein Umfeld zur Stimmungskanone? „Am Anfang wurde das belächelt“, sagt der gebürtige Essener. „Aber als dann die ersten Erfolge kamen, keimte schon der Neid auf.“ Auf seiner Facebook-Seite haben 2700 Fans den „Gefällt mir“-Button betätigt. Für den Anfang nicht schlecht. Ziele? „Die Nummer zwei hinter Mickie Krause zu werden“, sagt der Mann, der hauptberuflich bei der Krankenkasse arbeitet. „Mickie Krause ist gesetzt, doch dahinter ist noch Luft. Da sehe ich meine Chance!“