Oberhausen. Oberhausener regeln die Temperatur zwar mit wachsendem Energiebewusstsein. Experten sehen aber einen Modernisierungsstau bei Heizungsanlagen
Lange profitierten Energieverbraucher in diesem Herbst von vergleichsweise hohen Temperaturen. Doch mit Grad-Zahlen, die tagsüber in den einstelligen Bereich gesackt sind, hat jetzt die Heizperiode begonnen. Die Energieversorgung Oberhausen (EVO) meldet einen erhöhten Gasverbrauch der Haushalte, und auch Brennstoffhändler spüren ein gestiegene Nachfrage nach Heizöl. Zwar drehen die Bürger mit Bedacht an den Thermostaten. Viele Heizungsanlagen sind aber nicht auf dem neuesten Stand der Technik, sehen Experten einen Modernisierungsstau in Oberhausen.
Was älter als 20 Jahre ist, muss ausgetauscht werden
„Bis zu einem Drittel des eigenen Verbrauchs ließe sich durch die Modernisierung der Heizungsanlage einsparen“, sagt Joachim Sonderfeld, Diplomingenieur der Versorgungstechnik und Geschäftsführer der Gebrüder Sonderfeld GmbH für Sanitär- und Heizungstechnik. Dabei müsste „jede Heizung, die älter als 20 Jahre ist, komplett ausgetauscht werden“, sagt Sonderfeld. Doch viele Immobilienbesitzer scheuen die Kosten, da schon eine Standardmaßnahme wie der Austausch eines Ölkessels durch eine Gasheizung laut Sonderfeld mit etwa 7000 bis 10 000 Euro zu Buche schlägt.
Gerade Mieter mit geringen Einkommen sind von hohen Heizkosten betroffen, wie unlängst erst der Mieterschutzbund feststellte. „Gerade Leute, die es sich nicht leisten können, landen ganz oft in nicht gedämmten Dachgeschosswohnungen“, so Harald Bartnik, Geschäftsführer des örtlichen Mieterschutzbundes. „Eine geringe Miete muss oft mit hohen Heizkosten bezahlt werden.“
Das gewachsene Sparbewusstsein der Verbraucher spürt auch die EVO. Laut Sprecherin Birgit Konopatzki zeigen die Oberhausener in der Übergangszeit – wie jetzt im Herbst – „ein energiebewusstes Verbrauchsverhalten“. „Die Leute machen das gut“, sagt Konopatzki, „sie heizen nur dann, wenn die Temperaturen unter zehn Grad sinken.“ Im Winter blieben die Heizungen aber auch an wärmeren Tagen an.
Um für den nahenden Winter gerüstet zu sein, machen nun auch die letzten Verbraucher die Heizöltanks voll. Der Zeitpunkt ist laut Händler Dieter Grupe angesichts zuletzt gesunkener Preise günstig: „Die Preise sind sehr attraktiv, und die Nachfrage ist groß“, berichtet der Geschäftsführer von Knopp-Grupe.
Schon vor den Herbstferien sei die Nachfrage so hoch gewesen, dass die Lieferzeit bei bis zu drei Wochen lag. „Die Entwicklung des Heizölpreises wird vom Kunden beobachtet, und der liegt aktuell etwa zehn Prozent niedriger als im Vorjahr“, sagt Grupe. Derzeit sind 100 Liter Heizöl bei einer Abnahme von 3000 Litern für unter 73 Euro (ohne Mehrwertsteuer) zu bekommen.
Zehn Arbeitstage Lieferzeit für Heizöl
Einige Oberhausener hätten ihre Tanks vor dem Sommer aber auch einfach komplett leer gefahren, so dass jetzt schnell vorgesorgt werden musste. Es gibt laut Grupe aber auch die sogenannten „Angstkalten“, die kurz vor Weihnachten ihre ohnehin gut gefüllten Tanks noch einmal befüllt haben wollen.
Mittlerweile liege die Lieferzeit angesichts der nachgelassenen Nachfrage während der Herbstferien wieder bei etwa zehn Arbeitstagen. Und so wird es Grupes Erfahrung nach auch bis zum Jahresende bleiben.