Oberhausen. Eigentumswohnungen in Oberhausen haben an Wert verloren: Inzwischen sind sie elf Prozent günstiger als noch vor fünf Jahren. Grund können die Leerstände sein sowie der demografische Wandel, der sich im gesamten Ruhrgebiet vollzieht. Die Stadtteile Schmachtendorf und Holten sind hingegen gefragt.
Eigentumswohnungen in Oberhausen kosten stetig weniger. Diesen Werteverfall stellt jetzt das Internetportal „Immowelt.de“ fest. Als Beleg dient die Auswertung dessen landesweit rund 52.200 inserierter Angebote. Ein Wohnungskäufer in Oberhausen musste demnach im ersten Halbjahr 2013 durchschnittlich 1062 Euro je Quadratmeter bezahlen, damit seien Wohnungen inzwischen elf Prozent billiger als noch vor fünf Jahren.
Im Vergleich der 37 größten NRW-Städte rangiert Oberhausen im unteren Drittel vor beispielsweise Gelsenkirchen, Duisburg und Krefeld, deren Wohnungen jeweils 23 Prozent an Wert verloren. Die Preisspanne der untersuchten Städte reicht von durchschnittlich 710 Euro (Gelsenkirchen) bis 2533 (Düsseldorf) pro Quadratmeter.
"Schwierige wirtschaftliche Rahmenbedingungen"
„Sinkende Preise sind grundsätzlich kein gutes Zeichen, das ist wie ein Ausverkauf in einem Geschäft“, sagt Immowelt-Sprecherin Claudia Franke. „Sie gehen meistens einher mit schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und hoher Arbeitslosigkeit.“
Dies bestätigt Erik Uwe Amaya, Direktor des Eigentümerverbands „Haus und Grund“ Rheinland. „Die Preisentwicklung ist ein Indiz dafür, dass es in Oberhausen viele Leerstände und wenig Nachfrage gibt – das ist bei den Mieten übrigens ähnlich.“ Dieses Phänomen zeige sich allerdings im gesamten Ruhrgebiet, und werde durch einen allgemeinen „Schrumpfungsprozess“ befeuert, der auch zulasten städtischer Infrastruktur gehe.
Dennoch gebe es in Oberhausen sehr gefragte Stadtteile, etwa Schmachtendorf und Holten. Dagegen sei Osterfeld derzeit nicht mehr gefragt, und auch in der in der Innenstadt lasse sich eine „Sogwirkung“ erkennen. „Durch das Centro gibt es dort viele Leerstände. Niemand möchte dort Immobilien kaufen, sondern in lebendigen Stadtteilen, wo die Infrastruktur stimmt.“ Dazu gehören Nahverkehr, Einzel- und Fachhandel, aber auch Kitas, Schulen, Ärzte und Schwimmbäder. „Oberhausen wird aber nicht aussterben, es wird weiterhin Nachfrage geben.“
"Immobilien und Umfeld genau prüfen"
Grundsätzlich abraten möchte Amaya nicht vom Haus- und Wohnungskauf in Oberhausen: „Es lohnt sich immer noch, doch man muss die Immobilie und das Umfeld genau prüfen.“ Völlig sichere Anlagen gebe es hingegen in Köln, Düsseldorf, Bonn und Münster. Sie seien Wachstumsstädte - dies zeigen auch die Immowelt-Daten -, nicht zuletzt wegen doppelter Abi-Jahrgänge, die an die Universitäten strömen.
Zudem fördere die Landesregierung nur dort den Kauf von Eigentum speziell, so Amaya. Darin sieht er eine Ungerechtigkeit. „Die Regierung muss die strukturschwachen Regionen attraktiver machen und dem aktuellen Trend sehr stark entgegenwirken. Wir brauchen langfristige Perspektiven für das Ruhrgebiet.“ Katastrophal seien die Zustände in Oberhausen und dem restlichen Revier allerdings noch nicht. Doch wenn die Politik jetzt nicht handle, werde die Region weiter schrumpfen und noch mehr Infrastruktur einbüßen.
Anders als „Immowelt“ oder „Haus und Grund“ schätzt Immobilienmakler Sven Haferkamp vom Oberhausener Unternehmen „Boksteen & Friends“ die Lage ein. „Einen Preisabfall können wir überhaupt nicht bestätigen.“
Demografischer Wandel im Ruhrgebiet
Zwar zeige sich der demografische Wandel in der Stadt und im gesamten Ruhrgebiet, doch bilde die pauschale Betrachtung eines Durchschnittswertes die Realität vor Ort nicht hinreichend ab. In der „preislichen Mittellage“ gebe es Stagnation, während Eigentum im höheren Preissegment – etwa in Königshardt, Schmachtendorf oder Alstaden – teurer geworden sei. Doch selbst die Stadtteilebene zu betrachten, sei zu kurz gegriffen. „Wenn man einzelne Straßen miteinander vergleicht oder auch nur Nachbarhäuser, kann es zu erheblichen Preisunterschieden kommen.“ So habe die Innenstadt im Bereich Marktstraße zu kämpfen, im Theaterviertel dagegen herrsche eine riesige Nachfrage nach Eigentumswohnungen.
Haferkamp räumt ein, dass es äußerst schlecht verkäufliche Wohnungen und Häuser gibt, sagt aber: „Gute Immobilien in einer guten Lage werden immer gute Preise erzielen – auch in Oberhausen und im übrigen Ruhrgebiet.“