Frankfurt/Main. Die Entwicklung am deutschen Wohnungsmarkt treibt die Politik um. Dabei betont IVD-Vizepräsident Jürgen Michael Schick es gäbe zuletzt nur eine moderate Entwicklung der Mietpreise. Man müsse zwischen begehrten Szenevierteln in Großstädten und ländlicheren Regionen differenzieren.
Egal ob München, Hamburg oder Frankfurt: Wer in bester City-Lage wohnen will, muss lange suchen - und dann tief in die Tasche greifen. Insgesamt bleibt das Wohnen in Deutschland jedoch erschwinglich, betont der Immobilienverband IVD.
Immobilienblase, Miet-Explosion, kaum noch bezahlbarer Wohnraum: Die Entwicklung am deutschen Wohnungsmarkt treibt die Politik um und hat den Wahlkampf mitgeprägt. Das ist eher selten der Fall. Denn nach dem Immobilienboom der 1990er Jahre purzelten die Preise über Jahre hinweg, wie der Immobilienverband IVD betont.
IVD-Vizepräsident Jürgen Michael Schick sieht nach teils kräftigen Sprüngen zuletzt nun eine "moderate" Entwicklung. Das gilt jedoch nicht überall: In Großstädten wie München, Stuttgart oder Düsseldorf klettern die ohnehin hohen Preise munter weiter.
Das Angebot hinkt hinterher
"In den Großstädten ist das Angebot nach wie vor zu gering und die Nachfrage sehr hoch. Die Leute wollen kaufen, aber das Angebot hinkt hinterher", sagt Michael Kiefer, Chefanalyst bei ImmobilienScout24. Besonders schwer sei Wohnraum in Hamburg, München und Frankfurt zu finden: "Da will jeder hin, die Märkte sind ausverkauft." Auch in einigen Universitätsstädten übersteige die Nachfrage das Angebot. Es gebe aber auch Regionen im Ruhrgebiet und den neuen Bundesländern, in denen sich die Preise in die andere Richtung entwickelten.
Auch Schick betont: "Die öffentliche Wahrnehmung, dass die Mieten explodieren, ist ein Phänomen besonders nachgefragter Szeneviertel. Es gibt keine Wohnraumknappheit in Hamburg oder Berlin, sondern nur in gefragten Lagen." Oft sei das Verhältnis von Angebot und Nachfrage schon zwei U-Bahn-Stationen entfernt völlig entzerrt.
Mietpreisbremse soll am Problem ansetzen
Tatsächlich seien die Mieten im Bundesschnitt in den vergangenen 20 Jahren real sogar gesunken. Das Preisniveau habe sich in dem Zeitraum um 38 Prozent erhöht, die Mieten aber nur um 5,8 Prozent: "Im Ergebnis liegen die inflationsbereinigten Mieten 2013 im bundesweiten Schnitt 23,3 Prozent und die Mieten der zehn größten Städte um 15,9 Prozent unter dem Niveau von 1993."
Die verbraucherpolitische Sprecherin der Linken-Fraktion, Caren Lay, hält dagegen: "Nachweislich sind die Mieten in den letzten Jahren gerade in den Großstädten explodiert. Zwischen 2007 und 2012 lagen ... die Mietsteigerungen bei Bestandsmieten in Städten wie Stuttgart, Dresden und München zwischen 20 und über 30 Prozent." Die Mietpreisbremse würde genau am Problem ansetzen, denn damit könnte jede Kommune selbst bestimmen, wo die Mieten gedeckelt werden müssen.
Doch die Verbraucherpreisstatistik spiegelt die viel diskutierten steigenden Wohnungsmieten in Deutschland nicht wider, betont Experte Stefan Mitropoulos von der Helaba: "Schon seit Jahren bleibt der Mietanstieg hinter der Inflationsrate zurück. Die Statistik irrt keineswegs." Sie zeichne vielmehr auch die Entwicklung bestehender Mieten nach. Und darin schlage sich die durchaus nennenswerte Erhöhung der Neumieten kaum nieder.
Energiepreise steigen weiter an
Der Blick in die Statistik werfe daher die Frage auf, ob die Wohnungspolitik ein geeigneter Ansatzpunkt für die Entlastung bedürftiger Haushalte sei, findet Mitropoulos: "Die Energiepreise in Deutschland liegen um 12 Prozent über dem Vorjahresniveau, weitere energiepolitisch bedingte Erhöhungen sind programmiert."
Auch Eigentumswohnungen bleiben nach Überzeugung des IVD erschwinglich - obwohl die Preise mancherorts sprunghaft steigen. Etwa in Köln sind Eigentumswohnungen gut 13 Prozent teurer als vor einem Jahr. Allerdings liege der Zinssatz von heute 2,67 Prozent für ein zehnjähriges Darlehen rund 50 Prozent unter dem Niveau von 2003. Der Preis von Eigentumswohnungen habe in dem Zeitraum stagniert, während das verfügbare Einkommen um 23 Prozent gestiegen sei.
Freilich gibt es Ausnahmen. Nach Angaben des Maklers Engel&Völkers liegt Deutschlands teuerste Wohnlage auf Sylt. In Kampen auf der besonders begehrten Wattseite erreichten exklusive Wohnimmobilien Preise von bis zu 35.000 Euro je Quadratmeter Wohnfläche. Auf Rang zwei folgt München: "Der "The Seven Tower" in der Müllerstraße im Münchner Glockenbachviertel ist mit 25.000 Euro pro Quadratmeter die teuerste Wohnlage in einer deutschen Großstadt." (dpa)