Oberhausen. . Journalistin Maxi Overfeld lernt bei Konditormeister Franz Peters. Sie erfährt dabei: Der Job ist nur etwas für kreative Köpfe - und für Frühaufsteher. Und man sollte eine gute Kondition mitbringen, um lange in der Backstube stehen zu können.
Um möglichst gleichgroße Stücke zu bekommen, halbiere ich behutsam die Erdbeerhälften und lege sie vorsichtig auf die 50 Kuchenstücke auf dem schweren Blech vor mir. Nachher soll ja keiner enttäuscht sein, dass der Tischnachbar ein größeres Obststück auf seiner Sahneschnitte verputzen kann. Wofür ich eine gefühlte Stunde brauche, benötigt Konditormeister Franz Peters fünf Minuten.
Jetzt ist der Konditormeister in der wohlverdienten Rente. Vorher durfte ich ihm jedoch noch über die Schulter schauen: Franz Peters arbeitete viele Jahre in der Bäckerei Agethen an der Alstadener Straße 137. 51 Jahre gestaltete, buk und verzierte der 63-Jährige. Kuchenbleche vorzubereiten, das gehörte zu seinen Routinearbeiten.
Jedes Wochenende warteten Senioreneinrichtungen auf die Schnittchen von Franz Peters. Welche auf der Speisekarte stehen, entschied der Backstubenleiter selbst und spontan. „Am Sonntag gibt’s Erdbeer-Joghurt Sahneschnitten. Joghurt war noch da und Erdbeeren hatten wir auch noch.“ Eine gute Wahl, wie ich finde. Am liebsten würde ich selber gerne mal Naschen. Ob Peters sich auch an den Blechen vergreift? „Klar essen wir zwischendurch auch mal ein Stück Kuchen.“
Teilchen glasieren um 2.30 Uhr
Mit einem Kucheneinteiler bereitet Konditor Rolf Weiner den vorgefertigten Teig in 50 Stücke. „Bei uns heißt das Gerät ‘Ruck-Zuck’.“ Weiner steht bereits seit 2.30 Uhr früh in der Backstube, glasiert Teilchen, backt Berliner, Spritzringe und bereitet die Backstube vor. Ein familienfreundlicher Beruf sei das nicht. „Aber man gewöhnt sich ans frühe Aufstehen.“
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Nicht ganz so flott wie der Kucheneinteiler den Teig durchschneidet, trage ich die Schnittchen zum Kühlregal. Das Blech wiegt einiges. Was passiert, wenn mir die Stücke jetzt aus der Hand rutschen? „Meist haben wir noch ein Reserveblech parat. Einem Fahrer ist mal die gesamte Ladung auf den Boden gefallen.“
Franz Peters lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Mit seiner weißen Schürze durchquert er schnell den kleinen Raum, schmiert Gelatine auf die Schnittchen, versetzt Sahne mit Standpulver für mehr Stabilität. Die Rezepte zu Kuchen und Co. muss er nicht mehr nachschlagen. Er bereitet nach Gefühl zu.
Aus Stabilitätsgründen nicht umsetzbar
Als nächstes steht eine Erdbeer-Sahne-Torte zur Taufe aus Biscuitlagen und Sahne auf dem Plan. Die Dekoration liegt bereit. Geübt streicht der Meister die Sahne um die Torte, bestreut die Ränder mit Krokant.
Bei der Verzierung hat der Oberhausener freie Hand. Manchmal äußern die Kunden jedoch Wünsche, bei denen Peters nur den Kopf schüttelt. Das Problem sei, dass viele was im Internet entdecken und genau das haben wollen. „Das sieht auf dem Bildschirm toll aus, aber in Echt ist es oft aus Stabilitätsgründen nicht umsetzbar.“
So langsam macht mich die Steherei müde, aber jammern darf ich nicht, denn Peters und sein Mitarbeiter Weiner sind schon länger auf den Beinen. Der Tag von Konditormeister Peters beginnt um 5 Uhr, dann muss er in der Backstube stehen. Um 6.45 kommen die Fahrer und holen die Lieferung ab. Dann bereitet Peters den nächsten Tag vor. „Kuchen backen, zu schneiden und verzieren, das bedarf mindestens zwei Tage.“ Wann der Arbeitstag ein Ende findet, entscheidet sich täglich aufs Neue.
Deutlich weniger Ausbildungsstellen
Die Zahl der Ausbildungsstellen zum Konditor ist in Oberhausen drastisch geschrumpft, sagt Hubert Cordes, Obermeister der Konditoreninnung Rhein-Ruhr und Inhaber der Konditorei Cordes. Nur vier Stellen insgesamt vergeben Café Bauer sowie die Konditorei Cordes jährlich. Die Verschmälerung kam schleichend, ebenso wie die zunehmende Konkurrenz.
„Das traditionelle Café wird nicht mehr so gut angenommen.“ Torten und Ähnliches gäbe es mittlerweile schließlich auch aus der Tiefkühltruhe. „Wir sind Spezialisten und Lückenfüller geworden, wir machen das, was die Industrie nicht kann.“
Der Beruf hat sich gewandelt
Zwei backende Konditoren beherbergt Oberhausen noch, vor 30 Jahren seien es noch 17 gewesen. Dabei sei das Interesse an dem Beruf zwar da, geeignete Auszubildende zu finden, gestalte sich aber schwierig. „Der Beruf des Konditors hat sich gewandelt. Es ist viel künstlerischer geworden.“ Zudem gäbe es immer häufiger Frauen, die sich an den künstlerischen Beruf heranwagen. Früher hätten sich eindeutig mehr Männer zum Konditor berufen gefühlt. „Aber Frauen können viel filigraner arbeiten und darauf kommt es häufig an.“
Um einen Ausbildungsplatz zu bekommen, müsse man schon sehr gut sein, sagt Cordes. „Vor allem, da es ja nur noch wenige gibt.“ Ein guter Hauptschulabschluss ist erforderlich sowie handwerkliches Geschick und auch gute Kenntnisse in Mathematik. Die Ausbildung dauert drei Jahre, das Anfangsgehalt eines Gesellen liegt bei 2000 Euro.