Die Zukunft der Kirche beleuchtet die Predigtreihe „Ökumene jetzt“, die jetzt einen gelungenen Auftakt in der St.-Vinzentius-Kirche feierte. Eine von historischen Bezügen geprägte Predigt von Prof. Dr. Günter Brakelmann legte die Spuren für eine engagierte Diskussion nach der Predigt im Gemeindehaus.
Der Protestant Brakelmann erinnerte nicht nur an Luthers Schriften, sondern er widmete sich ausführlich der Botschaft des römisch-katholischen Zweiten Vatikanischen Konzils von 1965. Die Analyse war klar: „Christen in ihren verschiedenen Gemeinschaften leiden an der kirchlichen und religiösen Zerrissenheit der Christenheit.“
Brakelmann verwies auf die „praktische ökumenische Bewegung“, die sich in vielfältigen Formen unterhalb der offiziellen Ebenen vollzieht. „Viele Christen haben ihre Eigenverantwortung und ihre Mitverantwortung für eine Kirche der Einheit des Glaubens entdeckt“.
Die Predigt wurde später im Gemeindehaus fortgesetzt. Zu Gast waren dabei Prof. Dr. Norbert Lammert (Initiator des Aufrufs „Ökumene jetzt“) und Manfred Kock, der ehemalige Ratspräsident der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD). Bundestagspräsident Lammert betonte die „eigene und freie Verantwortung eines jeden Christen“ und forderte einen neuen gemeinsamen Anfang. „Man hat sich in Vorbehalte eingegraben“, so Lammert. Er erinnerte daran, dass auch Kirchen als Organisationen eine „eigene Überlebensstrategie“ entwickelt haben. Gläubige sollten unterhalb der amtlichen Organisation von ihren Freiheiten Gebrauch machen. „Wir dürfen nicht auf die Amtskirche warten. Ich setze keine übertriebenen Hoffnungen auf den neuen Papst. Wir haben eine eigene Verantwortung – wir sind das Land der Reformation.“
Manfred Kock sieht Ökumene durch „Grenzüberschreitungen an der Basis“ als eine Form der praktizierten Einheit der Kirchen. Er empfahl „die Klugheit der Schlange“ und warnte davor, die Seelsorger in Konflikte mit der Amtskirche zu stürzen. Dieser Weg, so Kock, „wird Ökumene als reife Frucht vom Himmel fallen lassen“. Superintendent Scheffler nannte viele Arbeitsfelder, wo Ökumene in Bochum heute selbstverständlich ist. Als Beispiele nannte er unter anderen das Hospiz und die Telefonseelsorge.