Rom. So ist das mit der katholischen Kirche: Am Vortag hat das Erzbistum Freiburg die Hoffnung geweckt, die Kirche könnte einen liberaleren Weg im Umgang mit Geschiedenen einschlagen und sie zum Beispiel zur Kommunion zulassen. Schon hat der Vatikan die Idee schon wieder kassiert. Dabei hatte erst jüngst der Papst Barmherzigkeit in dieser Frage gefordert.
Der Vatikan hat den Vorstoß des Erzbistums Freiburg zur Zulassung von wiederverheiratet Geschiedenen zur Kommunion kritisiert. Vatikan-Sprecher Federico Lombardi sprach am Dienstag von einem Vorstoß, der das Risiko berge, "Verwirrung zu stiften". Dagegen begrüßten katholische Laienvertreter die Initiative des vom Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, geführten Bistums.
Die katholische Lehre schließt Geschiedene, die neu heiraten, von allen Sakramenten aus. Besonders der Ausschluss von der Kommunion gilt bei vielen Gläubigen als Ärgernis, seit längerem gibt es Forderungen nach einer Lösung. Das Freiburger Seelsorgeamt veröffentlichte nun eine Handreichung, die Priestern erlaubt, die in neuer Ehe verheirateten Geschiedenen unter bestimmten Umständen doch zu den Sakramenten zuzulassen. Dazu zählt etwa ein Gesprächsprozess mit den Betroffenen.
Franziskus fordert Barmherzigkeit - der Vatikansprecher bremst
Auch Papst Franziskus hatte kürzlich Barmherzigkeit für die Geschiedenen gefordert. Sein Sprecher Lombardi reagierte aber reserviert auf den Freiburger Vorstoß. Es handele sich um einen "rein lokalen" Vorstoß, der nicht die Zustimmung der Deutschen Bischofskonferenz habe. Gleichzeitig kündigte Lombardi für das kommende Jahr eine Sonder-Synode zum Thema Familie an.
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Diese soll vom 5. bis 19. Oktober 2014 stattfinden. Möglicherweise deutet sich hier ein weiterer Konflikt zwischen dem Papst und den konservativen Vatikankreisen an. Franziskus hatte in seinen letzten Reden nicht mit Kritik am Hofstaat des Vatikan gespart und gefordert, die Kirche müsse sich wieder mehr auf die Menschen zubewegen.
Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Alois Glück, begrüßte hingegen die Freiburger Initiative. "Es werden Wege aufgezeigt, wie für Menschen, denen der Glaube wichtig ist, wieder der Weg geöffnet werden kann, zur vollen Teilnahme am kirchlichen Leben", sagte Glück im Bayerischen Rundfunk. Der katholische Grundsatz der Unauflösbarkeit der Ehe sei durch den Freiburger Beschluss nicht aufgehoben. "Auch im Sinne von Papst Franziskus: Im Vordergrund steht nicht das Gesetz. (...) Im Vordergrund steht die Zuwendung zu den Menschen, die Vermittlung der Liebe Gottes zu den Menschen."
Kirchenbasis schöpft Hoffnung
Die der Amtskirche kritisch gegenüber stehende Initiative Wir sind Kirche bezeichnete die Freiburger Handreichung als zukunftsweisend. Das Erzbistum beschreite damit den vom Papst gewiesenen Weg der Barmherzigkeit.
Wir sind Kirche ergänzte, pastoral orientierte Seelsorger würden die Kommunion auch bereits jetzt den Geschiedenen erteilen, dies aber mit schlechtem Gewissen. "Jetzt besteht für viele betroffene Ehepaare wieder Hoffnung und die neue Regelung befreit nicht wenige 'ungehorsame' Pfarrer davon, weiterhin etwas zu tun, was pastoral notwendig war und auch getan wurde, aber 'offiziell' nicht erlaubt war", erklärte Wir-sind-Kirche-Vertreterin Sigrid Grabmeier. "Dieses Signal aus der Erzdiözese Freiburg sollte den anderen deutschen Diözesen Mut machen und muss von ihnen aufgegriffen werden." (afp)