Oberhausen. Ursula Reckzügel veröffentlichte dieses Jahr ihren ersten Roman. Die ehemalige Sekretärin schreibt über Internet-Beziehungen und die Anforderungen des modernen Lebens.

„Irgendwann schreib’ ich mal ein Buch“, sagte sich die Oberhausenerin Ursula Reckzügel schon des Öfteren in ihrem Leben. Jetzt hat sie es auch getan: „28 Dates“ titelt ihr Debütroman, der beim Assoverlag erschienen ist.

Ein Jahr lang arbeitete sie daran: „Meistens saß ich nachts am Computer und habe geschrieben“, erzählt sie. Ihrem Beruf als Chefsekretärin in der Stadtverwaltung geht die 68-Jährige mittlerweile zwar nicht mehr nach, doch tagsüber unterstützt sie zurzeit ihren alleinerziehenden, berufstätigen Sohn.

„Dann einen Verlag zu finden war schwieriger als ich dachte“, musste die Autorin feststellen. Es brauchte ein knappes weiteres Jahr, bis ein Verleger gefunden war und das Buch letztlich veröffentlicht wurde.

Der Titel des Buches mag an die Reihe „50 Shades of Grey“ erinnern, doch ihre Inhalte gleichen sich keineswegs.

Kapitel im E-Mail-Format

Ursula Reckzügel erzählt in kurzen Kapiteln im E-Mail-Format mit Inseln aus erzähltem Text die Geschichte von Annas Online-Suche nach dem Liebesglück.

Damit, dass sie kurz vor ihrer Hochzeit verlassen wird, beginnt Annas Abenteuer, das trotz der weiten virtuellen Welt nicht die Verbindung zum Ruhrgebiet verliert: Gedatet wird beispielsweise auch am Duisburger Innenhafen.

Auf den rund 120 Seiten geht die Autorin der Frage nach, warum sich Frauen wie die starke Anna immer die falschen Männer aussuchen. Diese lernt dann bei den 28 „Bewerbungsgesprächen“ für den Posten des alltagstauglichen Traumpartners nicht nur viele verschiedene Männer sondern vor allem sich selbst besser kennen.

Dialoge sind nur zum Teil fiktiv

Ob Anna ihre Liebe am Ende in der virtuellen Welt findet, ließ die Autorin offen, aber sie verrät: „Es ist nicht das, was man erwartet.“

Warum Reckzügel bei den vielen Ideen, die sie schon hatte, letztlich über dieses Thema schrieb, liegt vermutlich daran, dass sie immer öfter mit diesem Thema konfrontiert wurde: „Meine Tochter suchte auf diese Weise schon neue Kontakte, und einige meiner Bekannten lernten sich auch übers Internet kennen. Ein Paar hat kürzlich sogar geheiratet“, erzählt sie.

Die Autorin selbst ist es auch, doch „wäre ich nicht verheiratet und 15 bis 20 Jahre jünger, würde ich es auch über solche Partneragenturen versuchen“ sagt sie überzeugt.

Zu Recherchezwecken reingeschnuppert

Reingeschnuppert hat sie aber dennoch: Zu Recherchezwecken meldete sie sich bei einschlägigen Partneragenturen an und kam so mit verschiedenen Männern ins Gespräch. „Die Dialoge im Buch sind also nicht alle fiktiv“, merkt sie an. Die entsprechenden Herren ließ sie darüber aber letztlich natürlich nicht im Dunkeln.

So spiegeln sich in Anna Teile ihrer selbst aber auch ihrer 40-jährigen Tochter, die sie bei ihrem Vorhaben tatkräftig unterstützte.

Die moderne Pensionärin scheint sehr gut darüber Bescheid zu wissen, was die heutigen Mittdreißiger umtreibt. Diese spricht sie mit ihrem Roman direkt an.

Derzeit ist die eingefleischte Oberhausenerin vollauf damit beschäftigt, das Buch auch über die Grenzen der Stadt publik zu machen – mehrmals las sie bereits daraus vor – und die nächste Buchidee hat sie bereits im Kopf.

Ursula Reckzügel: 28 Dates. Oberhausen, Assoverlag (assoline B1), 2013. ISBN 978-3-938834-66-4, Preis: 9,90 Euro