Oberhausen.
Mit seinem Bestseller „1913. Der Sommer des Jahrhunderts“ entführt Autor Florian Illies den Leser in ein Schlüsseljahr der Kulturgeschichte. In Anekdoten begegnen sich Persönlichkeiten aus Kunst, Musik, Politik, Literatur. Regisseur Vlad Massaci bringt die nun erstmalig und exklusiv auf die Bühne im Großen Haus des Oberhausener Theaters. Mit großem Ensemble, zwölf Darstellern, einem Pianisten und 365 Stühlen. Seine Inszenierung soll die Rolle des guten Erzählers spielen. Illies amüsant geschriebener Kollage will Massaci ein Gesicht geben.
Wie es ihm gelang, die Rechte für die Uraufführung zu bekommen, bleibt ein Betriebsgeheimnis, sagt Intendant Peter Carp. Wohl aber verrät er, dass Illies sich auf die Aufführung freue: „Er kommt nicht zur Premiere, aber er wird kommen. Das Buch soll in verschiedene Sprachen übersetzt werden, weltweit erscheinen und Illies ist selbst erstaunt über den Erfolg.“
"Riesige Faszination ausgelöst"
Massaci las „1913“ und war begeistert. „Es löst eine riesige Faszination aus.“ Wie ein Jahresrückblick ist es aufgebaut mit kurzer Zusammenfassung zu Beginn jeden Monats: „Dezember: Alles ist offen. Die Zukunft und die Lippen der schönen Frauen. Kasimir Malewitsch malt ein schwarzes Quadrat. Robert Musil findet es sehr dunkel in Deutschland. Mona Lisa wird in Florenz wiedergefunden und zum wichtigsten Gemälde der Welt. Rainer Maria Rilke wäre gern ein Igel. Thomas Mann stellt klar: Ich schreibe nicht am Zauberlehrling, sondern am Zauberberg!“
Wie macht man daraus ein Stück? Indem alle Beteiligten alle Rollen spielen, die des Erzählers, des Zuhörers, der Akteure. Massaci gibt zu, dass es nicht einfach war, die Inszenierung zu entwickeln. „Es war kein Problem, die einzelnen Geschichten zu erzählen. Die Schwierigkeit war: Wie bringe ich sie zusammen?“
Schon vor der Sommerpause hat er mit den Proben begonnen. Der Mitarbeit des Choreographen Florin Fieroiu und des Dramaturgen Rüdiger Behring sei Dank, sei mittlerweile aber gelungen, „auch die Zwischenräume organisiert zu bekommen.“
"Abstraktion ist wichtig"
Vielleicht wird Manuela Freigang (Bühne und Kostüme) das erste Readymade berücksichtigen. Marcel Duchamp montierte 1913 ein Rad auf einen Küchenhocker, nannte es Fahrrad-Rad und erklärte es zur Kunst. „Diese Abstraktion ist für mich wichtig“, sagt Regisseur Massaci.
Auf Abstraktion setzt auch Manuela Freigang bei der Gestaltung der Bühne, bei den Kostümen hingegen orientiert sie sich an historischen Vorbildern.