Oberhausen. IHK warnt vor Zahlungsschwierigkeiten: Drei von vier Unternehmen sind mangelhaft auf das neue Sepa-System vorbereitet. Umstellung kostet Klubs viel Kraft und Geld.

Vielen Oberhausener Unternehmen drohen im kommenden Fe­bruar gravierende Zahlungsschwierigkeiten wegen der Einführung des neuen, europaweiten Zahlungssystems Sepa. Etwa drei Viertel der Betriebe hätten sich bislang nicht ausreichend mit der Umstellung befasst, warnt die für Oberhausen zuständige Industrie- und Handelskammer (IHK) Ruhr. Das sind allein in Oberhausen etwa 7500 kammerzugehörige Unternehmen. „Wir rechnen damit, dass es gerade bei kleinen und mittleren Unternehmen massiv knirschen wird“, so Marc Balke, Referent im Handelsbereich bei der IHK.

Gebeutelt von der Sepa-Umstellung sind zudem viele kleine Vereine, die ihre Mitgliedsbeiträge per Lastschrift einziehen. Sie müssen allein mit ehrenamtlichen Kräften die aufwändige Reform umsetzen.

Computerprogramme müssen umgeschrieben werden

„Wer sich bis heute noch nicht um das Thema gekümmert hat, für den wird es bis Ende Januar langsam eng“, warnt Balke. Bis dahin sollten alle, die Gelder per Lastschrift einziehen, bei der Bundesbank eine spezielle Gläubiger-Nummer beantragt haben. Außerdem muss in der Buchhaltung für jeden Einzahler die bisherige Kontonummer und Bankleitzahl durch die neue, europäisch standardisierte IBAN- und BIC-Nummer ersetzt werden. Das Problem dabei: „Die vorhandenen Computerprogramme sind in der Regel nicht für Sepa geschrieben, und die Experten in diesem Bereich sind derzeit so gut wie ausgebucht“, so Balke.

Viele kleinere Unternehmer hätten sich bislang nicht mit der Thematik auseinandergesetzt. Dies könne jedoch eklatante Folgen haben, so Balke. Denn wer die Umstellung auf Sepa nicht rechtzeitig schafft, dem droht ab Februar der Ausfall seiner Zahlungseingänge. „Das ist natürlich fatal, denn auf der anderen Seite laufen die Kosten unaufhörlich weiter“, sagt Balke, der jedem „verspäteten“ Unternehmer rät, direkt seine Hausbank aufzusuchen. „Denn auch dort sind die Beratungs-Kapazitäten irgendwo begrenzt.“

Keine Kulanz

Hoffnungen auf eine kulante Übergangsregelung erteilt er dabei eine klare Absage. „Die wird es es definitiv nicht geben. Denn hier geht es um feste EU-Standards, und unsere Nachbarn sind da ohnehin schon viel weiter als wir.“

Neben den Unternehmen stellt das neue Sepa-Zahlungssystems vor allem kleinere Vereine vor eine Nagelprobe. „Ich mache drei Kreuze, wenn das Thema komplett durch ist“, klagt Dirk Donnerstag, Kassierer des TV Biefang. Geschätzte 30 Abende hat er dieses Jahr zu Hause vor dem Rechner verbracht, um die neuen Kontodaten aller 500 Mitglieder in die extra gekaufte Software einzugeben. „Jetzt müssen wir noch einmal postalisch alle Mitglieder anschreiben und informieren, das verursacht noch mal Kosten.“ Insgesamt rechnet er mit einem Mehr-Aufwand von 400 Euro.

Was den Vereinen dabei besonders bitter aufstößt, bringt Vizepräsident Willi Rüddel vom Turnclub Sterkrade 1869 Oberhausen auf den Punkt. „Das ist eine internationale Vorschrift, die für uns Vereine gar keinen Nutzen bringt. Aber wir haben die Extra-Kosten.“

Stadt informiert die Bürger

Der Stadt Oberhausen liegen derzeit knapp 63.700 Lastschrift-Einzugsermächtigungen vor, über die beispielsweise Bürger ihre Gebühren und Steuern bezahlen. 2012 flossen auf diesem Wege rund 193 Millionen Euro aufs städtische Konto. Zum 1. Februar 2014 werden die Einzugsermächtigungen auf die sogenannten Sepa-Basis-Lastschriftenmandate umgestellt – ohne dass der einzelne Bürger etwas dafür tun muss. Dies hat eine extra eingerichtete Projektgruppe in der Finanzbuchhaltung so organisiert.

Die Stadt ist nun allerdings verpflichtet, die Sepa-Umstellung jedem Betroffenen anzukündigen. Das geschieht über ohnehin zu versendende Bescheide wie beispielsweise Grundsteuerbescheide. „So bleiben wir bei der ganzen Sache kostenneutral“, sagt Stadtsprecher Uwe Spee.

Nach eigenen Angaben sehr weit mit der Sepa-Umstellung ist die Energieversorgung Oberhausen (EVO), bei der etwa drei Viertel der insgesamt 120.000 Kunden per Lastschrift bezahlen. „Wir haben im Februar angefangen, die Buchhaltung umzustellen und die Kunden schrittweise mit ihrer Jahresendabrechnung darüber informiert. Im November laufen bereits die ersten Buchungen über Sepa“, so Sprecherin Birgit Konopatzki. Die ganze Umstellung verschlang dabei rund 100.000 Euro – inklusive Software-, Beratungs- und interner Kosten.