Oberhausen. . Das NRW-Schulministerium hat die Teilnahme am Modellversuch Primusschule genehmigt. Von der Klasse eins bis zur Klasse zehn sollen die Kinder an dieser Schule gemeinsam lernen. Die Schule kann in Oberhausen aufgebaut werden, wenn es genug Anmeldungen dafür gibt.
Sabine Schumann freut sich. Die Leiterin der Ruhrschule ist eine von denen, die sich für die Teilnahme am nordrhein-westfälischen Modellversuch Primusschule stark gemacht und ein Konzept für das gemeinsame Lernen von der Klasse eins bis zur Klasse zehn erarbeitet haben. Am vergangenen Freitag hat das NRW-Schulministerium den Aufbau einer Primusschule in Oberhausen genehmigt, und „nun liegt es an den Eltern, ob sie ihre Kinder an dieser neuen Schulform anmelden“ (Schumann).
Die ministeriellen Vorgaben sind eindeutig: Mindestens 75 Anmeldungen müssen für die Primusschule für das Schuljahr 2014/15 vorliegen. Wenn bei den Anmeldetagen genügend Erstklässler zusammenkommen, kann die Primusschule dreizügig mit der Jahrgangsstufe eins im Offenen Ganztag starten. Standort soll dann die Ruhrschule in Alstaden (Lickenberg 28) sein, ab dem vierten Jahrgang sollen die Primusschüler im Gebäude der auslaufenden Hauptschule Alstaden unterrichtet werden. Die Ruhrschule, eine katholische Bekenntnisgrundschule, würde sukzessive aufgelöst. Eine entstehende Primusschule und die auslaufende Ruhrschule würden bis zum Ende des Schuljahres 2016/2017 parallel existieren.
Frühzeitiges Einsortieren ist falsch
Für die Primusschule wirbt das Oberhausener Bündnis „Länger gemeinsam Lernen“, zu dem Gewerkschaften, Kirchenvertreter, Wohlfahrtsverbände oder der Integrationsrat zählen. Alle Vertreter betonen, dass die Primusschule die Möglichkeit biete, Chancengerechtigkeit unabhängig vom Elternhaus und von sozialer oder kultureller Herkunft zu bieten.
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„Wir wollen, dass der Bildungsweg der Kinder länger offen gehalten wird und dass damit ein höchstmöglicher Schulabschluss erreicht werden kann“, sagte Regina Trampnau, Vorsitzende des Oberhausener Verbandes Bildung und Erziehung. Eltern und Lehrer würden in der vierten Klasse viel zu früh zu einer Entscheidung für den weiteren Schulweg gezwungen, „dieses frühzeitige Einsortieren halten wir für schlecht“, sagte Trampnau auch im Namen von Cornelia Schiemanowski, Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Oberhausen. Das jetzige Schulsystem bringe „zu viele Bildungsverlierer hervor“, meinen Ursula Jakobs (AG der Wohlfahrtsverbände) und Ernst-Otto Sloot (kath. Kirche). In dieser neuen Schulform könne der Starke vom Schwachen lernen und umgekehrt, ist sich Henning Wilms (ev. Kirche) sicher. Die Schaffung von Bildungseliten und das Abschieben in Schonräume „ist ein überkommenes System“.