Oberhausen. Aktion „Kulturrathaus“ war ein voller Erfolg. Von Sterkradern für Sterkrader. Auf allen Fluren und sogar im Fahrstuhl war Kreativität Trumpf.

Eine Stunde fährt der 14-jährige Luca schon im Aufzug. Erst geht es sechs Stockwerke hinauf, dann wieder hinunter. Immer im Kreis. Luca liest dabei eine kurze Geschichte vor. Laut. Immer wieder. Manchmal steigt jemand zu ihm in die Kabine und hört zu. Dann wieder liest er nur für sich. Was Luca da macht, ist Kunst. Der Schüler der Friedrich-Ebert-Realschule nimmt teil an einer außergewöhnlichen Aktion.

Das Konzept ist aufgegangen

Am Wochenende wurde aus dem Technischen Rathaus in Sterkrade das Kulturrathaus. Es war eine Premiere. Organisiert hatte die Aktion der Verein „Kulturflur“. Die Mitglieder wollten damit zeigen, was die Kunstszene des Oberhausener Nordens zu bieten hat: „Wir wollten deutlich machen, dass es auch im Norden viele Kulturschaffende gibt“, sagt der Vorsitzende, Uwe Seffer. Das Ergebnis sollte eine Plattform sein – für öffentliche Einrichtungen, Kirchen, freie Träger und Initiativen.

Künstler wurden zusammen gebracht, Besucher wurden aktiv statt nur zuzuschauen, es war eine Aktion von Sterkradern für Sterkrader. Das Konzept der Kulturrathaus-Macher ist aufgegangen.

Schon im Vorfeld haben Vereinschef Seffer und seine Mitstreiter mit ihrer Idee offene Türen eingerannt: „Egal, mit wem wir darüber gesprochen haben – überall hatte man Interesse an unserer Aktion.

Lampen aus Abfall

Auch die Sterkrader Künstlerin Simone Kamm sagte sofort ihre Teilnahme zu. „Hier passiert was“, sagt sie, „und da muss man dann einfach mitmachen.“ Sie nutzt das Foyer des Technischen Rathauses heute als Ausstellungsfläche. Kamm gestaltet Leuchten aus Materialien, die normalerweise als Abfall gelten: Sie fertigt Lampen aus Spargel-, Kürbis- oder Rotkohlschalen. Die Schalen werden ausgekocht, püriert, getrocknet. Das Ergebnis ist eine Art Büttenpapier – und das wird dann zu einer Lichtinstallation verarbeitet.

Während Kamm ihre Arbeiten präsentiert, ertönt laute Musik aus einem Ghettoblaster: Katy Perry singt ihren Hit „Roar“ – und vier Mädchen tanzen dazu. Ein Spontanauftritt! Die Achtklässlerinnen Lara, Annika, Alicja und Francesca haben drei Stunden geprobt und an der Choreographie gefeilt, um hier im Rathaus vor Publikum zu tanzen. „Hat Spaß gemacht“, sagt Alicja.

Besucher können selbst kreativ werden

Nur ein paar Meter weiter können Besucher selbst kreativ werden: Kunstlehrerin Renata Schlupp und ihre Schüler von der Friedrich-Ebert-Realschule haben eine Button-Maschine aufgestellt, mit der sich Anstecker gestalten lassen. „We love Sterkrade“ ist ein beliebtes Motiv.

Wohin man schaut, überall ist etwas los. Gerade macht sich auf der kleinen Bühne die Jugendband „Feeneden“ bereit. Clarissa und Kristin haben kaum noch Zeit für ein Interview, sie müssen singen. „Das ist heute was Besonderes“, sagt Kristin noch schnell. Dann beginnt der Auftritt.

Vielleicht lässt sich das Gespräch ja im kommenden Jahr fortsetzen. Denn dass es eine weitere Auflage des Kulturrathauses geben wird, ist auf jeden Fall nicht ausgeschlossen.