Oberhausen. .

Die Oberhausener Ärzteschaft befürchtet nach Wegfall der Praxisgebühr ab Januar 2013, dass künftig Kranke wieder länger in den Arztpraxen auf das Gespräch mit dem Mediziner warten müssen.

„Das Aus für die Praxisgebühr wird uns Ärzten noch größere Probleme bereiten. Die Politik hat nicht ausreichend bedacht, dass die 10 Euro Praxisgebühr auch eine Lenkungsfunktion entfaltet hat: Die Zahl der Arztbesuche wird sich ab 2013 deutlich erhöhen“, meint Dr. Heinrich Vogelsang, Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung in Oberhausen.

Über 50 verschiedene Ärzte

Vogelsang, Internist in Königshardt, weist auf einen drastischen Fall vor Einführung der Praxisgebühr im Jahre 2004 hin: „Wir hatten einen Oberhausener, der über 50 verschiedene Ärzte, Kliniken und Notfallpraxen aufsuchte.“ Mit der Gebühr von je 10 Euro pro Quartal für Arzt-, Zahnarzt-, Psychotherapeuten und Notdienst-Besuch hätten es sich die Kassenversicherten reiflich überlegt, ob wirklich ein Besuch beim Arzt notwendig sei. Jetzt bestehe die Gefahr, dass Patienten wieder vorschnell mit kleineren Wehwehchen die scheinbar so kostenlosen Praxen aufsuchen.

Notdienste dann überlaufen?

Vor allem Notdienste und Fachärzte werden nach Einschätzung von Vogelsang Schwierigkeiten bekommen. „Bisher hat ja der Hausarzt eine gewisse Kontrolle darüber ausüben können, ob eine Überweisung zum Facharzt wirklich notwendig ist. Diese Steuerung der Arztbesuche fällt künftig wieder weg, der Patient kann auf eigene Faust zu beliebig vielen Fachärzten gehen, ob dies sinnvoll ist oder nicht.“

Deshalb würden sich die Wartezeiten bei Fachärzten bald wieder deutlich erhöhen, meint der Vorsitzende der hiesigen Kassenärzte.

Auch die Notdienste in den Praxen und Kliniken würden künftig den Wegfall der Praxisgebühr mit einem erhöhten Zulauf zu spüren bekommen.

Vogelsang steht mit seiner Meinung im Gegensatz zu den obersten Ärzte-Funktionären bei der Bundesärztekammer und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung. Diese hatten die „längst überfällige Abschaffung“ begrüßt. Die Praxisgebühr habe nicht nur die Patienten finanziell belastet, sondern habe auch die Praxen der niedergelassenen Ärzte wegen der Bürokratie viel Zeit und Geld gekostet. Diese Zeit könne man besser für die Patientenversorgung verwenden.

Dagegen meint Vogelsang: „Die Einziehung der Praxisgebühr hatte sich bei uns gut eingespielt.“