Ein Blick ins Licht bringt noch keine Erleuchtung. Könnte jedoch der Beginn einer wunderbaren – nein, nicht Freundschaft – aber einer Trance sein.
Gestern am „Tag der Sanften Zahnheilunde” demonstrierte Zahnärztin Dr. Joanna Sena-Schulze (45), wie sie ihre Patienten mittels Hypnose in einen Zustand versetzt, in dem nicht einmal mehr der Zahnarzt sie schocken kann. Wie man Menschen mit großer Angst hypnotisiert, hat die Ärztin in Fortbildungen der Deutschen Gesellschaft für Zahnärztliche Hypnose gelernt, die jüngst auch zu der bundesweiten Aktion aufgerufen hatte.
„Hypnose ist für Angstpatienten gedacht, für Menschen, die sich sonst nicht behandeln lassen”, erklärte Sena-Schulze. Und sie grenzte die zahnärztliche gleich von ihrer eher amüsanten Schwester der Schau-Hypnose ab. „Wir sind hier keine Bühne, es gibt keine Zuschauer, es wird niemand lächerlich gemacht”, verdeutlichte die Medizinerin. Der Patient behalte die Kontrolle, könne jederzeit aufstehen und gehen.
Was aber passiert denn bei dieser Art der Hypnose? „Wir haben nur ein Ziel, einen entspannten Patienten, bei dem eine optimale Zahnheilkunde angewandt werden kann”, so die Ärztin. Zu Beginn der Hypnose hat dann das Licht seinen Einsatz. Jene Lampe, die später bei der Behandlung leuchtet, macht die Augen des Patienten müde. Er schließt sie irgendwann automatisch. Als weiteres Werkzeug nannte Sena-Schulze ihre Stimme. Sie komme selbst zur Ruhe, fange an, langsamer zu sprechen. „Meine Stimme, mein Text, das ist die Einleitung, die Induktion in die Hypnose”, erläuterte die Ärztin. Im Hintergrund spiele dazu ruhige Musik. Überhaupt müsse das gesamte Ambiente stimmen, eine angenehme Atmosphäre herrschen. Hintergrundgeräusche dagegen wie draußen vorbei fahrende Autos spielten keine Rolle mehr.
Sena-Schulze arbeitet dann viel mit der Atmung des Patienten. Der Herzschlag muss ruhig werden. Und schließlich entführt sie ihn auf eine Treppe voller wunderschöner Dinge, die er langsam hochsteigt. So ist die Hypnose, der Begriff ist aus dem Griechischen abgeleitet von Hypnos, dem Gott des Schlafes, also eher ein schöner Traum. Wobei ein geübter Hypnotiseur durchaus ohne Schmerz-Spritze behandeln könne. Aber dann müsse er den Patienten in sehr tiefe Trance bringen.
Bei Kindern funktioniert Hypnose auch, allerdings anders. Ist bei Erwachsenen die Entspannung das Zauberwort, ist es bei Kindern eine fortlaufende Reihe von Überraschungen, mit denen sie beschäftigt werden.
Für Angstpatienten sei die Hypnose eine gute Alternative zur Vollnarkose. Allerdings übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten nicht. Für eine dreiviertel Stunde berechnet die Ärztin 50 Euro. So lange braucht sie im Schnitt, bis der Patient völlig entspannt ist, um hinterher zu äußern: „Die zwei Stunden kamen mit wie 15 Minuten vor.” Oder: „Ja, ich habe habe alles mitgekriegt, aber es war mir egal, ich habe mir schöne Dinge vorgestellt.”
Andrea Wende sagt über sich: „Ich bin eher so ein homöopathischer Typ.” So erschien der 42-Jährigen auch die Hypnose als gute Alternative zur Vollnarkose, als Zahnärztin Dr. Joanna Sena-Schulze bei ihr einen chirurgischen Eingriff vornehmen musste.
Dass die Ärztin auch unter Hypnose behandelt, hatte die Patientin rein zufällig durch Broschüren im Wartezimmer erfahren. „Die Frau Doktor hat so eine Art, dass man ruhig wird”, erzählt Wende. Man entspanne sich, lasse sich fallen.
„Am Anfang war ich super nervös”, erinnert sich die Patientin an den Behandlungstermin. Dann habe sie sich gesagt, jetzt lässt du die Dinge auf dich zukommen. Sie habe dort gelegen, der Puls habe sich normalisiert. „Ich konnte in Ruhe atmen, die Angst war wie zur Seite geschoben”, ist Wende fasziniert. Der Eingriff habe eineinhalb Stunden gedauert. „Aber es war wunderbar, ich war so weg gebeamt, dass ich alles als normal hinnehmen konnte.”
Wende war derart begeistert, dass sie sich gestern für eine weitere Behandlung gleich noch einmal hypnotisieren ließ. Da lag sie dann. Lauschte auf die Befehle der Ärztin: „Ganz tief atmen”. Hörte deren Stimme, die aus dem Buch „Die zehn Geheimnisse des Glücks” vorlas. Entspannte sich. Und das, so Sena-Schulze, soll später auch dazu beitragen, dass die Heilung besser verläuft.