Oberhausen.

Der Porsche vor uns auf der A40 versteht den Fingerzeig genau: Ich sitze im Auto eines Mitglieds des Oberhausener Tuning-Clubs „Subracer“. Der hat sich hinter den Sportwagen geklemmt. 75 PS räuspern kräftig unter der Haube seines ,Kleinwagens’ – „offiziell“, betont Fahrer Andreas (Name geändert) vielsagend, und zieht auffordernd auf die rechte Spur neben den Porsche. Das Kräftemessen dauert nur Sekunden, dann zeigt der Porsche uns die Rücklichter. „Okay“, sieht er ein, „den pack’ ich nicht.“

Botschaft angekommen, es endet mit einem harmlosen Schlagabtausch. Am Freitagabend auf dem Stück der A40 zwischen Oberhausen und Bochum können sich noch genug „Herausforderer“ ergeben. Denn am D&W in Wattenscheid treffen sich jeden Freitagabend Tuning-Fans aus dem ganzen Ruhrgebiet. Das Zur-Schau-Stellen und Kräftemessen gehört dazu – in der Regel bleibt’s bei Imponiergesten.

Wenige schwarze Schafe

Auch die „Subracer“ treffen sich nun hier, seit sie sich mit Vollgas vom Sterkrader Tor verabschieden mussten. „Wegen weniger schwarzer Schafe“, betont „Subracer“-Chef Dennis. Für den jungen Club wurde es schwer: Von über hundert Mitgliedern schrumpfte er auf ein gutes Viertel. Denn „es gibt jetzt so gut wie keinen Ort im Umkreis mehr, an dem wir uns treffen können,“ klagt Dennis. Laute Musik, Müll, quietschende Reifen sorgten auf dem früheren Stammplatz immer wieder für Ärger. Stress gab es für die Szene auch am Rhein-Ruhr-Zentrum, Zeche Ewald oder am Centro.

Von der Öffentlichkeit fühlen Tuning-Fans sich missverstanden: Nur ein Bruchteil gehöre zu den gefürchteten Rasern, sagen sie. „Uns geht es darum, sich auszutauschen, eigene Ideen umzusetzen“, erzählen viele, die sich bei D&W treffen, und nun um ihr Hobby fürchten – hauptsächlich Männer zwischen 18 und 50. Dass Andreas allerdings just das Raser-Stereotyp bestätigt hat, ist ihm klar: „Die Leute glauben eh, wir sind Typen wie in ,The Fast and the Furious’“, lächelt er, „dann kann ich das Klischee auch hin und wieder erfüllen.“ Während wir im Auto an einer Kreuzung warten, dreht er wie zum Beweis die Hifi-Anlage auf – die hat mal Platz 5 bei einem Dezibel-Wettkampf belegt. Wenn er wollte, würden hier Fensterscheiben klirren – „aber sowas mache ich nicht.“ Warum dann die Power? Es ist der Reiz des Machbaren, des Könnens, erzählt er. Bei jedem Detail des Sound-Systems hat Andreas Hand angelegt.

Zum guten Ton der Szene

Das Selbstgemachte gehört zum guten Ton der Szene. „Nichts ist von der Stange“, betont der 20-Jährige. Das gilt für jeden Tuning-Fan, egal, ob er an der Karosserie oder am Motor schraubt. Viel Geld könne jeder hinlegen, sagt Andreas, „aber wenn ich mit meinen eigenen Mitteln besser klinge als eine teure Anlage oder schneller beschleunige als ein teures Auto ...“

Von außen sieht manches Manöver riskant aus, „aber ich habe alles unter Kontrolle“, versichert er, „meine Augen sind immer im Spiegel.“ Und an den Straßenseiten, wo die Polizei lauert. Just als wir auf die Essener City zuschnellen, zieht Andreas auf die rechte Spur. „Ziviler Polizeiwagen“, hat er am Nummernschild erkannt, „der versucht mich anzumessen. Dafür braucht er aber etwa 400 Meter Strecke.“ Die bekommt er diesmal nicht.

Wo die Polizei wann steht, gehört zum nervenkitzelnden Räuber- und Gendarm-Spiel. „Die glauben, sie kennen alle Tricks. Aber die wissen nicht mal so viel“, zeigt ein Tuner mit Daumen und Zeigefinger an.