Oberhausen. SPD-Kanzlerkandidat Steinbrück informiert sich über Erfindungen im Umsicht. Früherer Ministerpräsident übt Kritik an der schwarz-gelben Energiewende

12.45 Uhr. Der Mann ist auf die Minute pünktlich. Das passt zu Peer Steinbrück. Der Klare aus dem Norden, Steinbrück ist gebürtiger Hamburger, steht nach eigener Aussage für Klartext, will beim Wahlkampf die Sachaussagen in der Vordergrund stellen.

Wobei ihm Wortwitz und Ironie nicht fremd sind – was nicht jeder Politiker und politische Kommentator von sich behaupten kann, wie man bei der Diskussion über Steinbrücks Stinkefinger-Foto feststellen konnte.

Batterie mit einer zehn Mal größeren Leistung

Doch darum ging es beim Besuch des sozialdemokratischen Kanzlerkandidaten am gestrigen Dienstag im Oberhausener Fraunhofer-Institut Umsicht nicht. Energiegewinnung, -speicherung, -forschung waren die Themen, die er mit den Vertretern des Instituts bei einem Rundgang erörterte. Gut anderthalb Stunden nahm er sich Zeit, begleitet unter anderem von Oberbürgermeister Klaus Wehling und dem hiesigen SPD-Bundestagskandidaten Dirk Vöpel.

Christian Dötsch, Leiter des Bereichs Energie, erläuterte Steinbrück eine bemerkenswerte Erfindung made in Oberhausen: Man habe hier eine neue Batterie entwickelt, die den Strom aus Sonne, Wind oder auch Biomasse deutlich besser speichern könne als alle bisher angebotenen Modelle. Und das bei einer mehr als zehn Mal größeren Leistung. „Das ist europa-, wenn nicht weltweit einzigartig“, meinte Dötsch stolz. Auch bei der Erforschung, wie Biomasse künftig besser genutzt werden kann, ist das Institut führend.

Fehler der schwarz-gelben Bundesregierung bei der Energiewende

Steinbrück wäre kein guter Wahlkämpfer, wenn er angesichts mehrerer Medienvertreter nicht die Fehler der schwarz-gelben Bundesregierung bei der Energiewende ansprechen würde: Zu wenig Hochspannungsleitungen und steigende Energiekosten für viele Bürger und Betriebe. Hier sieht er eine künftige Bundesregierung in der Pflicht: Man müsse verhindern, dass es zu Stromengpässen und weiteren Verteuerungen komme.

Die Vertreter des Fraunhofer-Instituts nutzten die Chance, Probleme bei der Forschungsförderung und bei Investitionen anzusprechen: Zu wenig Mittel, zu wenig Verlässlichkeit, zu lange Antragstellung. Der frühere Bundesfinanzminister ist vorsichtig, macht keine Versprechungen. „Bei allem muss man bedenken, welche Auswirkungen es auf den Etat hat.“

Apropos Geld: Der Bund wird den klammen Kommunen in nächster Zeit stärker unter die Arme greifen müssen, meint Steinbrück. Zum Beispiel bei der Bildung. Zusätzliches Geld in die Kassen würde auch gespült, wenn der Spitzensteuersatz erhöht würde. „15 Prozent der Mehreinnahmen gingen dann an die Gemeinden.“