Oberhausen. . Wie die Oberhausener Bundestagskandidaten im Internet auf Stimmenfang gehen, hat Kay Hinz erforscht. In der heißen Wahlkampfphase registriert er deutlich mehr Aktivität.

Die Oberhausener FDP-Bundestagskandidatin Dorothea Dresenkamp gibt es nun auch digital. Vergeblich hatte die Redaktion sie noch vor wenigen Wochen auf den sozialen Plattformen Facebook und Twitter gesucht, die andere Politiker auf Stimmenfang für die Bundestagswahl fleißig nutzen. Dresenkamp war nur unter ihrem Mädchennamen zu finden, digital war sie eine Unbekannte.

„Das hat sich geändert“, sagt Kay Hinz, der als Doktorand im Bereich Medienwissenschaft bundesweit die Aktivität der Direktkandidaten beobachtet und auswertet. „Seit Mitte August findet man Dorothea Dresenkamp unter ihrem Namen auf Facebook. Sie nutzt diese Plattform zwar noch kaum, um ihre eigene Meinung und Persönliches zu verbreiten, aber es ist ein Anfang.“

Enorme Reichweite möglich

Knapp einen Monat ist es her, dass Hinz zuletzt mit der Redaktion einen Blick auf die digitalen Spuren geworfen hat, die die sechs Oberhausener Direktkandidaten auf den sozialen Netzwerken hinterlassen. Hinz unterstreicht: „Auch um junge Wähler zu gewinnen, sind diese Netzwerke wichtig. Dort kann man sich austauschen, Wähler können nachfragen, Politiker haben eine Plattform mit enormer Reichweite.“

Millionen Deutsche nutzen Facebook und den Kurznachrichtendienst Twitter. „Wer in diesen Netzwerken nicht präsent ist, verpasst die Chance, Unterstützer zu werben.“

In den Wochen der heißen Wahlkampfzeit seien vor allem die Vertreter kleinerer Oberhausener Parteien zunehmend aktiv geworden. „Das macht natürlich Sinn, da sie weniger präsent als die großen Parteien in den traditionellen Massenmedien sind“, meint Hinz. Dennoch warnt er: „Auch die Großen sollten Präsenz im Netz zeigen.“

"Viele Fotos, viele Links"

85 Prozent der SPD-Bundestagsmitglieder haben einen Facebook- oder Twitter-Zugang. Der Oberhausener SPD-Kandidat Dirk Vöpel allerdings ist nun komplett aus den sozialen Netzwerken verschwunden. Nachdem Hinz zuletzt kritisierte, dass Vöpel Facebook nur privat und für die Öffentlichkeit kaum zugänglich nutze, gibt es nun selbst das nicht mehr. Bereitet die Partei einen professionellen Auftritt ihres Kandidaten vor? „Das ist zu vermuten.“

Wie das geht, machen Bärbel Höhn (Grüne) und Niema Movassat (Linke) vor. Movassat habe in wenigen Wochen rund 39 Prozent mehr Unterstützer auf Facebook gewonnen, die wie Höhn Beiträge häufig verbreiten. Andreas Ronig (Pirat) gebe sich nun deutlich politischer, meint Hinz: „Er hat das Kanzlerduell kommentiert, da passiert endlich mehr.“

Marie-Luise Dött (CDU) mache eigentlich alles richtig: „Viele Fotos, viele Links“, trotzdem gewinne sie auf Facebook kaum Freunde. „Der Grad der Mobilisierung, also das aktive Verbreiten von Dötts Nachrichten durch ihre Unterstützer ist außerdem kaum gegeben“, urteilt Hinz.