Oberhausen. . In Oberhausen wird an einer möglichen Zukunft der Kraftstoffgewinnung für Fahrzeuge geforscht. Das Fraunhofer-Institut Umsicht züchtet in Spanien spezielle Algen, aus denen Diesel und Methan gewonnen werden kann.
Es sieht aus wie Teer – dickflüssig und so dunkelgrün, dass es fast schwarz wirkt. Nur der leicht fischige Geruch verrät, dass das Öl aus Algen stammt.
Dass man mit dieser zähen Masse aber ein Auto betanken soll, mag man sich kaum vorstellen. Denn aus dem Algenöl soll Biosprit entstehen – Wissenschaftler vom Fraunhofer-Institut Umsicht arbeiten an einem EU-Projekt mit, das aus Algen Methan und Diesel herstellen will.
Ideal nachwachsender Rohstoff
Die Idee: Algen sind ein idealer nachwachsender Rohstoff – sie wachsen schnell, sie leben im Wasser und brauchen deshalb keinen fruchtbaren Boden. Und für ihr Wachstum brauchen sie nicht nur Kohlendioxid, sondern auch Licht und Nährstoffe – die etwa im Abwasser enthalten sind.
Deshalb züchten die Forscher jetzt in Südspanien sogenannte Mikroalgen in einer Abwasseraufbereitungsanlage: Die Algen wachsen in Abwasserbecken, „die sehen aus wie große Badewannen mit einer Mauer in der Mitte“, erklärt Anna Grevé vom Fraunhofer-Institut.
Wie auf einer Laufbahn
Ein Paddel treibt die Algen an, so dass sie – wie auf einer Laufbahn – ständig im Kreis fließen. In die Becken, die bis zu zehn Meter lang sind und bald eine Fläche von acht Hektar besiedeln sollen, werden die Abwässer einer angrenzenden Gemeinde geleitet und von den Algen gereinigt.
Sind die Algen durch das Nährstoff-Hoch gewachsen, werden sie geerntet und getrocknet, etwa durch die Sonne. Aus den getrockneten Algen filtert man dann das Öl – zurück bleibt Algenbiomasse. In einer Biogasanlage wird diese dann unter anderem zu Biomethan verarbeitet – und das dient wieder als Kraftstoff für Autos.
Zu Biodiesel verarbeitet
Das Öl der Algen wird hingegen zu Biodiesel verarbeitet. Aus einem Kilo Algen kann man in etwa 200 Gramm Öl gewinnen – und das kann dann eins zu eins in Biodiesel umgesetzt werden.
Hier am Fraunhofer-Institut Umsicht prüft man zuvor, welche Stoffe das Öl genau enthält – denn manche „Störkomponenten“ würde der Motor nicht gut vertragen. Verändert man bestimmte Wachstumsfaktoren, ändert sich auch die Zusammensetzung des Öls. „Das ist wie beim Menschen – irgendwann setzt er Fett an“, so Anna Grevé. Temperatur, Nährstoffgehalt, Sonneneinstrahlung – „es gibt unheimlich viele Parameter, mit denen man spielen kann.“
"Eigentlich nicht auf dem Speiseplan"
Algen als nachwachsender Rohstoff sind attraktiv – weil sie keinen fruchtbaren Boden brauchen, konkurrieren sie nicht mit Lebensmitteln um Ackerflächen. „Und Algen stehen ja eigentlich nicht auf dem Speiseplan“ – anders als Mais oder Soja. „Und Abwasseralgen will ja sowieso keiner essen.“
Auch für das Klima ist die Algenzucht von Vorteil: Weil Algen Kohlendioxid für ihr Wachstum brauchen, senken sie den Gehalt des Treibhausgases in der Luft – die Algen binden etwa die Kohlendioxid-Emissionen aus der Biogasanlage. „Im optimalen Fall ist dann ein kompletter Kreislauf geschlossen“, erklärt die Ingenieurin Grevé.
Verwendung für Kosmetikprodukte
Neben den Abwasseralgen werden in Spanien auch Algen in Frischwasser gezüchtet – das hochwertigere Öl kann dann für Kosmetikprodukte oder die pharmazeutische Industrie verwendet werden. Denn Abwasseralgen sind für diesen Zweck eher ungeeignet: „Sobald die Kosmetikindustrie hört, dass das Öl aus Abwasseralgen stammt, kann man es sowieso vergessen.“
Ob wir bald alle Algendiesel tanken, ist jetzt noch längst nicht absehbar. Zurzeit untersucht man, ob sich das Vorhaben sowohl energetisch als auch wirtschaftlich rechnet. „Wir müssen schauen: Welchen Bedarf an Energie haben wir, und wie kann man die Energie reduzieren?“, erklärt Grevé. Ziel des fünfjährigen Projektes ist es, pro Jahr erst einmal 200 Autos mit Biodiesel und 200 Autos mit Biomethan aus den Algenrückständen zu betreiben.