Oberhausen. . Am Ende doch etwas hitziger: Mit Partei-Parolen ließen sich die Gymnasiasten nicht abspeisen. Gerade die Bundesregierung nahmen sie ins Verhör zu NSA-Affäre, Bildung und Kriegseinsätzen
Manchmal kann weniger auch mehr sein: 23 lange Minuten dauerte es, bis der SPD-Bundestagskandidat Dirk Vöpel sich überhaupt zu Wort meldete. 23 Minuten lang beherrschte gerade nicht die Partei des Kanzleramt-Aspiranten Steinbrück das hochkarätig besetzte politische Podium des Heinrich-Heine Gymnasiums, sondern die Direktkandidaten der Linken, Grünen und CDU. Doch am Ende der zweieinhalbstündigen Diskussion in der Mensa kam Vöpels Zurückhaltung bei vielen Schülern der Elf gut an.
„Ich bin schüchtern“, meinte der SPD-Bundestagskandidat. Er traf jedoch bei der Jugend vor allem sprachlich den richtigen Ton: „Ich weiß nicht, wie viele von Euch von der Hauptschule gewechselt sind“, fuhr er nebenbei eine Spitze gegen die Kandidatin der CDU, Marie-Luise Dött. Diese hatte zuvor noch behauptet, jeder, der nur lernen wolle, könne es im jetzigen Schulsystem von der Hauptschule ins Gymnasium schaffen. „Die Durchlässigkeit, von der Sie sprechen, gibt es nicht“, legte Vöpel nach.
Vöpel und Höhn einig mit den Linken
Inhaltlich jedoch setzten andere die Akzente bei den für die Schüler wichtigen Themen: Auslandseinsätze, Bildung, Datensicherheit, Finanzen. Niema Movassat, Bundestagsmitglied der Linken, führte gerade beim ersten Thema das Wort: „Es gibt bei deutschen Waffenexporten kaum Kontrollen. Deutschland hat an 76 Staaten geliefert, die nach EU-Kriterien problematisch sind.“ Seine Forderung nach wenigstens zeitnahen parlamentarischen Kontrollen konnten Vöpel und Bärbel Höhn, Mitglied der Grünen im Bundestag, nur zustimmen.
Tauschbörsen, NSA-Skandal und Datensicherheit hingegen war das Terrain der Piraten: „Es soll nach unserer Ansicht nicht alles umsonst sein“, setzte sich Kandidat Andreas Ronig, der ähnlich wie Dorothea Dresenkamp (FDP) den erfahrenen Polit-Profis auf dem Podium zu viel Redezeit bot, für Tauschbörsen und bessere Urheberrechte gleichermaßen ein. Jugendliche dürften aber nicht kriminalisiert und von Rechtsanwaltbüros wegen Downloads „abgezockt“ werden. „Wer verstößt denn gegen das Gesetz? Der Anwalt oder der, der illegal kopiert?“, warf Dött ein. Allerdings kritisierte auch die CDU-Frau, die in vielen Themen auf Regeln und Gesetze pochte, die Gema als „Quasi-Behörde“, deren „Monopol mir unheimlich ist“.
Dött stand stark unter Beschuss
Als Vertreterin der Regierungspartei stand Dött im Podium kräftig unter Beschuss – „Sie haben keine Argumente mehr, Frau Dött“, kachelte Bärbel Höhn. Dött musste sich auch manche Kritik von Schülerseite anhören: „Stichwort NSA-Affäre – will die CDU da was machen, oder lässt sie sich weiter abspeisen?“ „Wann waren Sie denn das letzte Mal in der Schule? Wissen Sie, was G8 für uns bedeutet?“
So viel geballte Kritik schien dann auch Vöpel zu viel: „Eigentlich“, meinte der selbstkritisch, „sollen wir euch ja für Politik begeistern.“