Oberhausen. . Jetzt feiert das Evangelische Krankenhaus Oberhausen seinen 130. Geburtstag. Über 1000 Mitarbeiter und 520 Betten. Langjährige Angestellte des EKO erzählen

Was sind 130 Jahre? Eigentlich nichts. Und doch, blickt man auf das Evangelische Krankenhaus Oberhausen (EKO), das in diesem Jahr seinen 130. Geburtstag feiert, ist dies eine Zeit des rasanten Wandels. Das Haus, das 1884 mit 18 Betten und zwei Diakonissen in der jungen Gemeinde Oberhausen eröffnete, verfügt heute über 521 Betten und über 1000 Mitarbeiter.

Morgens Walzer getanzt

Aber man braucht gar nicht 130 Jahre zurückzublicken, um ins Staunen zu geraten. Es reicht langjährigen Mitarbeitern zuzuhören. Annette Schneider zum Beispiel arbeitet seit 33 Jahren für das EKO. Sie ist Krankenschwester, zusätzlich für Palliativ-Medizin ausgebildet. Und heute „Case“-Managerin, sprich Fall-Managerin. Sie hat quasi als übergeordnete Kraft ein Auge auf jeden Patienten – von der Einweisung bis zur Entlassung und darüber hinaus, wenn etwa ältere Leute nach dem Krankenhaus weiterhin versorgt werden müssen.

Schneider erinnert sich noch an Zimmer mit bis zu sechs Betten: „Ältere Leute mit kleiner Rente kamen gern ins Krankenhaus.“ Das taten sie schon allein wegen des warmen Essens. Und: „Die Stimmung war gut, da wurde morgens schon mal Walzer im Zimmer getanzt.“ Damit man sie nicht falsch verstehe: „Wir haben immer viel gearbeitet, aber es war damals alles gemächlicher.“ Weihnachten und jeden Samstag brachte sie den Patienten zusammen mit dem Chefarzt ein Ständchen.

An die Kirchenlieder aus dem Gotteslob erinnert sich auch Marianne Lednik. Sie arbeitete zunächst von 1974 bis 1984 als Krankenschwester für das EKO und jetzt wieder seit 1996.

Diakonissen brieten auch Spiegelei

Marianne Lednik erzählt, wie sie morgens vor dem Dienst zunächst zur Andacht eilten. Oder, dass die Diakonissen auch nach der eigentlichen Arbeitszeit für die Patienten da waren. „Die haben ihnen auch abends noch mal ein Spiegelei gebraten“, sagt Annette Schneider.

„Krankenhäuser waren mal völlig autonom“, weiß der Leiter des Medizin-Controlling, Olaf Wegener. Sie hatten ihre eigene Küche, Wäscherei, eigene Treibhäuser, sogar Schweine und Rinder. „So ein Treibhaus hatten wir hier sogar noch bis vor fünf Jahren“, erinnert sich Wegener. Der Gärtner habe darin Blumen gezogen.

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Marianne Lednik erinnert sich selbst noch gut daran, wie viel Respekt man der Institution Krankenhaus entgegenbrachte. „Oh, die Schwester kommt“, hieß es immer angesichts dieser Autorität. Und die Schwestern behielten auch die Einhaltung der Besuchszeiten im Blick. Die waren absolut streng geregelt. „Anfangs durften die Patienten nur mittwochs und sonntags von 14.30 bis 16 Uhr Besuch bekommen“, erzählt Marianne Lednik. Dann wurden die Zeiten gelockert, bald waren täglich Besuche von 14.30 bis 16 Uhr möglich. Heute ist das Haus von 8 bis 20.30 Uhr geöffnet.

Mehr Ärzte und weniger Pflegepersonal

Früher war schon ein Waschbecken im Zimmer toll. „Heute erwartet man ein Badezimmer und hotelähnliche Zustände“, weiß Annette Schneider.

Mal ganz abgesehen vom Komfort: Die Möglichkeiten, die Medizin heute hat und die zu einer starken Spezialisierung der Ärzte führten, hatten auch diese Folge: „Der Trend geht zu mehr Ärzten und weniger Pflegepersonal“, sagt Olaf Wegener. Bei allem Wandel steht für ihn aber eines fest: „So lange das Krankenhaus noch Mitarbeiter hat, die so lange dabei sind und so lange es Geschäftsführer und Vorstände gibt, die die Erfahrung dieser Mitarbeiter schätzen, so lange arbeite ich gerne.“