Oberhausen.
Dem alten Goethe hätte es sicherlich gefallen: Genau an seinem 264. Geburtstag, also am 28. August, fanden sich über 600 Zuhörer und Zuschauer am Fuße des stählernen Zauberlehrlings – der 35 Meter hohen Großskulptur der Berliner Künstlergruppe Inges Idee – ein, um einen modernen Dichterwettstreit zu erleben: einen sogenannten Poetry Slam. Wortkunst traf auf Stahlkunst.
Auf Biertischgarnituren und Liegestühlen hatten es sich die Besucher bequem gemacht, als Moderator Claas Neumann den Abend eröffnete. Allerdings nicht, ohne zuvor der zügig gebildeten Zuschauerjury ihre Punktekarten zu übergeben. Poetry Slam, das bedeutet selbst geschriebene Texte selbst vorzutragen, in einer vorgegeben Zeit, und ein wenig – oder auch gerne mehr Selbstinszenierung sollte der Poet ruhig mit einfließen lassen. Die Juryentscheidung folgt sekundenschnell nach dem Vortrag. Widerspruch ist zwecklos, Buh-Rufe und Applaus, sowohl für Wettstreiter als auch für Juroren, sind ausdrücklich erwünscht. Kunstgenuss in lockerer Atmosphäre also.
Zäher Beginn
Bis der Emscherkunst-Abend aber wirklich locker wurde, dauerte es ein Weilchen. Die textlichen Ergüsse des außer Konkurrenz antretenden Thorsten Sträter – Diätversuche, Toilettengänge, Preisverleihung in Tuttlingen -- waren nicht gerade dazu angetan, beim Publikum Begeisterungsstürme hervorzurufen. Der Applaus nach 20 recht ermüdenden Minuten war verhalten.
Doch es wurde besser. Dafür sorgten die Slammer Theresa Hahl, Andy Strauß, Sebastian 23, J-P Zymny, Sulaiman Masomi und Sean Bu. Auch wenn sich nicht jeder an die Vorgabe hielt, etwas vorzutragen, das sich an das Goethe’sche Zauberlehrling-Gedicht anlehnte, die eine oder andere spritzige Formulierung, der eine oder andere Witz ließen aufmerken. Zum Beispiel Andy Strauß’ an den Dichterfürsten angelehnte Wortwahl – „Gedankenstrom“ oder „der Qualen Quell“ – erfreute ebenso wie die von Zymny mit einem schalkhaften Lächeln vorgetragene Kurzfassung des Erlkönigs: „Wer reite so spät durch Nacht und Wind? Jemand, der nicht weiß, was Autos sind.“ Den Slam gewann Sulaiman Masomi.