Wanne-Eickel. . Die Wortakrobaten haben diesmal auf dem Kanalschiff „Friedrich der Große“ miteinander gemessen. Im Rahmen der Cranger Kirmes erhält Christofer aus Herne als bester Slammer die Trophäe – ein Lebkuchenherz.
Die „Friedrich der Große“ schipperte am Donnerstagabend in einer Gala-Fahrt bis auf den letzten Platz besetzt auf dem Kanal. Musikalisch unterlegt wurde die Veranstaltung von DJ Pille, der Psychedelisches, Swing, Rock und Musik aus den 50ern und 60ern auf seinen Plattentellern drehte. Alles wartete auf den Startschuss des Sprechreiz - Poetry-Slams „on Boat“. Hochpoetisches, Schräges, Nachdenkliches und Urkomisches hatten die neun Slammer – jeweils in sechs Minuten gepackt – vorbereitet.
In Dreiergruppen treten sie gegeneinander an, wer ins Finale kommt, das entscheidet die – von Moderator Torsten Sträter – handverlesene Jury mit Punktezetteln von eins bis zehn. Orientieren sollen sich die Juroren am Grad des Applaus oder an den „Appläusen“, wie Torsten Sträter sagt, „denn sprachlich macht mir keiner was vor.“
Elaborierte Mädchenlyrik
Den Anfang macht Miriam aus Herne, mit sprachlich elaborierter „Mädchenlyrik“ und einem Text, der zum „einfach mal ausrasten“ auffordert. Das gibt 35 Punkte von der Jury. Unmut macht sich breit, wie auch bei einigen der folgenden Abstimmungen, aber Geschmäcker sind verschieden.
Den Sieg nach Punkten holt Christofer aus Herne. Mit seinem leicht blasphemischen Text über ein Telefonat zwischen Abraham und Gott räumt er eine 46 von der Jury ab. Mit ihm im Finale: Das Poetry-Slam-Urgestein Tobi Katze aus Dortmund. Sein Text über die Beziehung zu seiner Exfreundin, die den schönsten Namen der Welt – Ute nämlich – trägt, zeigt wie Verdrängung auch die dysfunktionalste Beziehung rosarot malen kann. Der dritte im Finale: Andy Strauß aus Münster. Seine wahnwitzige Geschichte über eine Hochzeit auf hoher See zwischen einem Mann und seinem halben Käselaib, auf die er selbst mit seiner Gattin, dem Schinken, eingeladen war, zeichnet sowohl Fragezeichen als auch Lachfalten auf die Zuschauergesichter. Die Trophäe, ein riesiges Lebkuchenherz, räumt Christofer ab. Nach drei Stunden ist die Fahrt vorbei. Entweder an der Kirmes oder der Künstlerzeche.