Schulferienzeit ist Sommerschulzeit bei der SPD. Die Partei lädt in der sitzungsfreien Zeit an Orte ein, an denen Projekte der Stadtentwicklung erfahrbar werden. Im Biomasse-Heizkraftwerk in Sterkrade ging es jetzt um das Thema „Energiewende vor Ort“.

Die Gelegenheit, die erst 2011 in Betrieb genommene Anlage unter Führung von EVO-Vorstand Bernd Homberg in Augenschein zu nehmen, nutzten etwa 35 Teilnehmer. Auf Seiten der SPD übernahm das Wort, wenn auch nicht oft, Dirk Vöpel, Bezirksbürgermeister von Alt-Oberhausen, Sprecher der Fraktion im Umweltausschuss und momentan SPD-Bundestagskandidat im Wahlkampf.

Die Zuhörer lassen nicht locker

Auch Heizkraftwerke haben mal frei, das war die erste Erkenntnis für die Besucher, „Sommerrevision“ nennt sich das und dauert noch bis Ende August. Dann geht’s wieder ans Netz – und mit voller Kraft durch den Winter. Nach zweijähriger Laufzeit sei es nun gelungen, die Menge des Brennstoffs ganz genau einzustellen, so dass die Anlage inzwischen auf eine jährliche Laufzeit von 8000 Stunden komme und somit „durchläuft“, sagt Homberg. Zwölf Prozent der Wärme in Oberhausen werde im Biomasse-Heizkraftwerk hergestellt.

Es gibt viele Fragen zum Thema, das wird schnell deutlich. Insbesondere einem der Herren hat es die Biomasse als solche angetan. Immer wieder fragt er bohrend nach, „wo denn das ganze Holz herkommt“. Es handele sich um Landschaftspflegeholz, erklärt Homberg bereitwillig. Dies sind Abfälle aus der Holzwirtschaft ebenso wie Bäume und Sträucher, die an Straßen und Autobahnen gerodet werden.

Der Mann lässt nicht locker. Warum er nicht seine privaten Holzreste dem Heizkraftwerk zur Verfügung stellen dürfe? Warum der Standort für die Holzverwertung in Dorsten liege? Er ist sichtlich aufgebracht. Homberg erklärt, dass Holzschnitt aus Schrebergärten nicht den Qualitätsanforderungen an Brennstoff entspricht und dass kein genehmigter Standort in Oberhausen gefunden werden konnte. „Wie wird das Holz aufbereitet?“ will eine Dame wissen. In vielerlei Hinsicht, so ist zu erfahren, und das von Profi-Maschinen. Laub und Nadeln müssen beispielsweise entfernt und der Feuchtigkeitsgehalt überprüft werden.

Die Besucher erkundigen sich nach der Lebensdauer der Rohre (die ist unterschiedlich) und nach der Zahl der Lkw, die den Brennstoff anfahren (fünf bis sieben Stück pro Tag). Sie wollen wissen, was mit der Verbrennungsasche passiert (die geht auch in den Straßenbau) und ob eine Ausweitung des Fernwärmenetzwerkes im Norden der Stadt angedacht sei (Nein, zu teuer).

Natürlich kommt auch das liebe Geld zur Sprache. Homberg erläutert, dass nicht die EVO an steigenden Strompreisen schuld sei, sondern vor allem die Politik wegen neuer Steuern und Abgaben. Jetzt meldet sich auch Vöpel zu Wort. Das den Strompreisanstieg stark mitverursachende Erneuerbare-Energien-Gesetz, kurz EEG, zur Förderung von Wind- und Solarstrom sei zwar eine rot-grüne Erfindung gewesen, räumt er ein, „nur die Anpassung an die Realität hat nicht stattgefunden“. Es müsse nachgebessert werden. Des Weiteren stehe die Senkung der Stromsteuer im Regierungsprogramm seiner Partei.

Ein dezenter Hinweis nur, mehr Wahlkampf muss bei einer SPD-Veranstaltung offenbar nicht sein.