Oberhausen. Folge 7: „Wirtschaftswunder – und das Erfolgsgeheimnis der Sozialdemokraten“. Verdoppelung des Stimmenanteils bei den Kommunalwahlen in Oberhausen

Knapp vor der CDU und deutlich vor dem Zentrum war die SPD mit 29 bis 37 Prozent schon seit 1946 die stärkste politische Kraft in Oberhausen. Mit der Kommunalwahl von 1956 errang die SPD (mit 49,4 Prozent bei 33,8 Prozent für die CDU) erstmals die absolute Mehrheit der Ratsmandate.

Drei Faktoren begünstigten den Aufstieg der SPD in Oberhausen: die britische Besatzungsmacht, der gesellschaftspolitisch bedingte Bedeutungsverlust der KPD sowie die Integration großer Teile des politischen Katholizismus aus der Zentrumspartei. Bis 1949 bestand durchaus eine politische Nähe vieler britischer Offiziere vor Ort zur wieder gegründeten SPD.

Von der sozialistischen Arbeiterpartei zur Volkspartei

Das erleichterte der Partei den Neubeginn. Nach der abschreckenden Zwangsvereinigung von SPD und KPD in der sowjetischen Besatzungszone zur SED gelang der SPD im Westen die Bündelung der sozialistischen Arbeiterbewegung. Damit begann der Weg von der sozialistischen Arbeiterpartei zur – auch religiös toleranten - Volkspartei.

Dieser fand nach dem Verbot der KPD 1956 mit dem Godesberger Programm der SPD 1959 einen Abschluss, mit dem sich die SPD dem Bürgertum und den konfessionell geprägten Menschen öffnete: Die SPD schwor der sozialistischen Umgestaltung der Gesellschaft ab.

Oberhausen wuchs um 100.000 Einwohner

In den Arbeiterstädten des Ruhrgebietes vollzog sich ein beeindruckender wirtschaftlicher Aufstieg. Die Industrie in ganz Deutschland brauchte aus dem Ruhrgebiet Kohle als Brennstoff und Stahl als Werkstoff. Zehntausende qualifizierte Menschen aus den ehemaligen Ostgebieten standen nach 1945 in Oberhausen bereit. Ebenso viele folgten in den 50er Jahren aus der DDR nach. Oberhausen wuchs in den 15 Jahren von 1946 bis 1961 um 100.000 Einwohner und erreichte mit 260 000 Menschen den höchsten Einwohnerstand.

In diesem Zeitalter herrschten Wohlstandsorientierung und Zukunftsoptimismus. Die materielle, wirtschaftliche Basis bildete die Schwerindustrie mit ihren Großunternehmen (Bergwerke, Eisenhütten, Stahlwerke). Genau hier lag der Ursprung des Erfolges der SPD begründet. Im Gegensatz zur Weimarer Zeit akzeptierten die Ruhrindustriellen die organisierte Arbeitnehmerschaft als Verhandlungspartner im Betrieb und in den Konzernen.

Stimmenanteil beinahe verdoppelt

In den wichtigen Institutionen von Betriebsrat und Aufsichtsrat bewährten sich gewerkschaftliche Akteure mit meist sozialdemokratischem Hintergrund. Diese entfalteten ein breites Engagement als Multifunktionäre in Betrieb, Stadtrat, im Verein, beim Sport oder auch bei den Wohnungsbaugenossenschaften.

Solche im Betrieb verankerten Sozialdemokraten erlangten beim Großteil der Oberhausener Bevölkerung, der Arbeiterschaft, das Vertrauen als glaubwürdige Kümmerer um alle Belange des alltäglichen Lebens. So gelang der Oberhausener SPD während der 1950er und 1960er Jahre, ihren Stimmenanteil bei den Kommunalwahlen von 30 auf fast 60 Prozent zu verdoppeln.